Fast den ganzen ersten Tag verbringe ich im hoteleigenen Reisebüro. Mit Naba, dem Besitzer gehe ich die vielen Optionen an Tourpaketen durch. Am Ende stellt sich heraus, dass es am Besten ist mit einer kleinen Nepalrundreise Richtung Südwesten zu beginnen.
Er ist von seinen Abschlüssen mit mir so angetan, dass er mir abends die Stadt und das Nachtleben zeigen will. Gut dass hier alles so günstig ist, denn wenn man hier mit dem Kunden ausgeht bedeutet das: Kunde zahlt alles.
In einer Rock Bar mit Livemusik entdecke ich Laphroaig auf der Speisekarte, das wird meine kleine Rache. Naba ist ein wenig erkältet und ich erkläre ihm, dass das wie Medizin für ihn ist. Er hat noch nie zuvor Islay-Whisky getrunken. Der Drink kostet mich 2,50€ - sein Gesicht als er den ersten Schluck nimmt...unbezahlbar!!!
Danach geht es in eine Nepali-Tanzbar mit Live-Gesang. Sehr authentisch, außer mir nur einheimische Besucher. Ich frage meinen Guide für heute warum so viele junge Damen (Mindestens 2 pro Tisch) hier herumstehen. So viele Gäste sind nun auch wieder nicht da,

Er meint: "zur Dekoration", eigentlich klar...was auch sonst. Zu tun gibt es fast nichts, jeder zweite Tisch ist leer. Die Musik: Bollywood-like. Der weibliche Teil der Duette liegt in unglaublichen akustischen Höhen, nah am Frequenzbereich von Kreissägen. Naba gefällt's, er ist von der Tanzfläche nicht wegzukriegen. Seine Aufforderung auch zu tanzen lehne ich ab. Ich kann mich schon zu "richtiger" Musik kaum passend bewegen.

Am nächsten Tag fahren wir mit seinem Moped durch die Stadt.

Kathmandu gewinnt sicher keinen Schönheitspreis. Unglaublich viel Müll überall - ein Augenschmerz. Die Nase wird von der teilweise offene Kanalisation beleidigt. Unser Ziel liegt irgendwo in den umliegenden Hügeln. Es hat wieder weit über 30°, unglaublich schwül und dunstig. Weit sehen kann man nicht. Ich mache ein paar Fotos von diversen Aussichtspunkten, aber wegen der schlechten Sicht sind alle nichts geworden.
Ich bin froh, dass am nächsten Tag meine Tour beginnt - raus aus dieser wilden Mülldeponie.


Knapp sieben Stunden später sind wir in Sauraha, direkt am Chitwan Nationalpark. 44° und 100% Luftfeuchte bei der Ankunft. Im offenen Lastwagen werden wir zum Hotel gekarrt. Ein Auto mit Klimaanlage wäre mir jetzt lieber.

Mit mir reist Ulvar, ein junger Norweger. Wir warten bis kurz vor Sonnenuntergang, bis es kühler ist und brechen zu unserer ersten geführten Wanderung in den Park auf. Man kann auch hier in Nepal versuchen die "Big Five" zu sehen. Statt der Löwen gibt es hier Tiger, ansonsten ist alles da - wenn man Glück hat.
Wir kommen an einer Elefantenstation vorbei, hier leben die domestizierten Exemplare.


Anschließend wandern wir einen Flusslauf entlang und sehen am Dschungelrand freilaufende Vertreter der Art.

Das wäre der Erste der Nepal-Big-5


Der nächste Tag beginnt früh morgens mit einer Kanufahrt.


Mit dem Jeep fahren wir zur Anlegestelle.

Riversafari, eigentlich meine liebste Art Tiere zu sehen. Dieses Boot ist allerdings extrem unbequem und sauheiß ist es nach 3 Stunden auch schon wieder. Ich schwitze wie ein Pferd, aber keiner hat was gesagt, dass das heute so lange geht und ich habe kein Wasser dabei.
Es gibt allerdings Einiges zu sehen. Völlig harmlose Gaviale am Ufer und - etwas gefährlicher - ein paar untergetauchte "richtige" Krokodile.

Allzu gefährlich können die aber aber nicht sein, denn diese Frauen waschen hier am Ufer in aller Ruhe ihre Wäsche.

Ein Wasserbüffel am Uferrand - #2 der Big 5.

Endlich endet die Bootsfahrt, ich wusste schon nicht mehr wie ich auf dem harten Holzboden sitzen sollte.

Weiter geht es zu Fuß. Hinter ein paar Büschen, mitten in den Wasserhyazinthen dann das Highlight: Ein indisches Panzernashorn schaut uns missmutig an. Wir stören seinen Mittagsschlaf im Schlamm.


Hier im Chitwan-Park leben 500 dieser Tiere, das ist etwa ein Viertel der Panzernashorn-Weltbevölkerung. Ich frage unseren Guide wie es hier mit Wilderern aussieht. Die sind kein Problem mehr, überall im Park patrouilliert das Militär.

Das scheint zu funktionieren. Allerdings sind die Hörner der hiesigen Rhinos winzig im Vergleich zu denen ihren afrikanischen Verwandten, das lohnt dann wohl auch das hohe Risiko für die Wilderer nicht.
Am Nachmittag dann der Höhepunkt des Programms: Safari auf Elefantenrücken.

Das ist eine extrem touristische Veranstaltung. Vier Touristen pro Elefant, mindestens 20 Elefanten im Gänsemarsch, geht es los.

Die chinesischen Touristen machen einen Lärm wie auf dem Jahrmarkt. Ich denke die Chance mit diesem Kindergarten vor und hinter uns Tiere zu sehen geht gegen Null. Ein kleine Herde Hirsche ist offensichtlich an den Krach gewöhnt und ergreift nicht die Flucht.

"Lucky Kali" heißt unser Reittier

Der Mahout steuert im Dschungel auf einen eigenen Pfad, weg von der chinesischen Rasselbande. Eine gute Idee! Wir sehen bald darauf ein einzelnes Nashorn,

dann Mutter mit Jungtier nach dem Schlammbad (leider 5 Minuten zu spät um sie für Fotos in der Wanne zu erwischen) und am Ende auf einer Lichtung noch eine Mutter mit Jungtier.


Wow! 6 Nashörner an einem Tag. So viele dieser seltenen Tier zu sehen ist ein außerordentlicher Glücksfall. #3 der Nepal-Big 5. Nun fehlen mir wieder mal nur noch die beiden Katzen in der Sammlung. Dabei bleibt es dann auch, wieder ist es nichts mit dem Leoparden und erst recht nichts mit einem Tiger.