Reise blog von Travellerspoint

Die Luft ist raus...schon wieder!

Ups, I did it again

semi-overcast 30 °C
View Round-The-World 2014-2015 auf Tom Travel's Reise-Karte.

Natürlich ist das mit der Zuladung und der tiefen Straßenlage nicht gut gegangen. Auf dem Weg von Com an der Küste nach Los Palos geht es über eine üble Schotterstrecke. Etliche Male sitzen wir böse auf und es schrammt unheilvoll vom Unterboden. Ein Check ergibt, dass der Auspuff, der normal einen runden Querschnitt haben sollte, mittlerweile fast auf der gesamten Länge mehr die Form eines Halbmonds hat. Ein Wunder dass bisher noch nichts gebrochen ist. Viele Schläge dieser Art hält das nicht mehr aus - dabei steht uns das schlimmste Stück von Tutuala 8km hinunter nach Jaco Island noch bevor.

Etwas später ein Zischen von der Hinterachse. Hier entweicht Luft unter hohem Druck. Der Reifen war von Anfang an dieser Aufgabe nicht gewachsen. Völlig abgefahren auf 1mm Profil, das hohe Gewicht, die spitzen Steine - jetzt ist er platt und auf der Lauffläche klafft ein großes Loch. Flicken ist hier nicht mehr möglich.

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Werkzeug raus, Auto aufbocken, Reifen wechseln. Das Spiel kenne ich schon aus Tasmanien und Texas. 15 Minuten später sind wir wieder fahrbereit - allerdings nun ohne Reservereifen. Wenn jetzt noch etwas passiert, dann stehen wir lange.

Nach Tutuala kommt das schlimmste Stück. Nachdem wir noch 2-3 Mal aufgesessen sind gehen Fred und Sophie zu Fuß. Die Kids, Johnny, Alex und ich fahren weiter. Unser Toyota RAV4 ist für diese Art Piste nicht geeignet, das steht jetzt fest. Alex und Johnny steigen an den kritischen Stellen aus und dirigieren mich an die Stellen mit der besten Bodenfreiheit.

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An einer Stelle gabelt sich der Weg. Offensichtlich ist irgendwo vor uns auf der alten Strecke ein Problem. Was da vorne los ist kann ich nicht erkennen, aber ich vermute dass es besser ist den neuen Weg zu fahren. Ein Stück bergauf, dann durch tiefe Spurrinnen bergab - es wird schlammig. Stehenbleiben und zurück geht jetzt nicht mehr. Vor mir ein tiefes Schlammloch. Das sieht verflucht noch mal haargenau so fies aus wie das in dem ich in Botswana 5 Stunden fest saß. Jetzt kann ich keine Rücksicht mehr auf den Unterboden nehmen - aufs Gas und durch! Es schrammt fürchterlich als wir auf der anderen Seite aus dem Wasser kommen. Die Reifen drehen ein wenig durch aber mit dem letzten bisschen Schwung kommt der Wagen auf der anderen Seite im Trockenen zum Stehen. Geschafft! Gebrochen ist auch nichts. Der Auspuffquerschnitt ist nun allerdings noch flacher als zuvor. Eine Stunde später erreichen wir den Strand vor Jaco Island ohne weitere Zwischenfälle. Sehr geiler Strand, wieder menschenleer und dieses Mal blitzsauber.

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Als Unterkunft bekommen wir kleine traditionelle Bambushütten.

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Zum Essen gibt es hier leider fast nichts. Reis mit Gemüse und ein Ei drauf. Fisch wurde uns versprochen, den gab es aber dann nicht weil der Fischer heute angeblich krank war. Am nächsten Morgen ist es leider bedeckt, in der Nacht hat es geregnet. Nicht gut für Strandurlaub und erst recht nicht gut für das Schlammloch dass da oben auf uns lauert. Jenes Schlammloch, dass ich nur mit viel Schwung und ohne Rücksicht auf Verluste durchfahren konnte. Ich weiß nicht ob es eine Alternativroute gibt und wie wir da bergauf durchkommen sollen.

Meine Stimmung ist am Boden. Ich befürchte das Schlimmste. Für die Rückfahrt haben wir die Rollen getauscht. Fred fährt und ich laufe an den kritischen Stellen voraus und dirigiere. Es geht alles gut - bis wir zum Schlammloch kommen. Das ist schon durch einen Toyota Landcruiser besetzt.

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Der wollte wohl langsam durch und hat sich dabei hoffnungslos fest gefahren. Sieht bei ihm nun genau so aus wie meine Misere in Botswana. Nur er hat keinen High-Lift-Jack, keine Diff-Sperre und nicht mal ein Seil dabei. Schieben, Holz unterlegen - alles hilft nichts.

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Auch lässt sich sein 4-Rad-Antrieb nicht aktivieren. Mit Antrieb nur von der Hinterachse kommt er hier nicht raus. Es bleibt nun keine Wahl, wir müssen die alte Route nehmen. Die sieht übel aus. Die halbe Straße ist weggebrochen und es klafft ein tiefes Loch. Es bleibt nur sehr wenig Platz zwischen Loch und Böschung.

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Auf der linken Seite eine tiefe Schlammspur. Die Baumstämme auf dem Foto werden vielleicht mal ein Brücke, im Moment sind sie nutzlos. Eine Seite im Schlamm, die rechten Räder bedrohlich nah an der Kante zum Loch, dirigiere ich Fred über die Engstelle. Uff - wieder geschafft! Danach kommen noch ein paar weitere knifflige Stellen, aber keine ist mehr so schlimm wie diese. Wir kommen ohne Probleme in Baucau an und bleiben dort wieder für eine Nacht.

Ab hier ist die Straße relativ gut. Meistens geteert, aber sehr eng und immer wieder gespickt mit tückischen Schlaglöchern. Als es gerade mal so richtig schön läuft, bin ich einen Moment unaufmerksam und komme mit der linken Seite etwas von der Straße ab. Dafür habe ich mir ausgerechnet eine Stelle ausgesucht, die keinen Fehler erlaubt. Die Kante der Fahrbahn ist sehr scharf und es geht 20cm nach unten auf den Schotter. Das hat der linke Hinterreifen nicht überlebt. Ein riesen Loch klafft in der Seitenwand. Nun stehen wir 65km von Dili entfernt ohne Reservereifen. Einheimische; die mittlerweile eingetroffen sind, sagen uns dass wir nur dort einen Reifen bekommen können. Ich muss also sehen wie ich da hin komme.

Alex will mich begleiten und wir stoppen einen Bus. Der hält an und fährt erst Mal nicht weiter. Der Grund? Auch er hat genau jetzt an dieser Stelle einen Platten und muss erst Mal Reifen wechseln. Ich glaube fast das liegt das an mir. Platte Reifen sind scheinbar mein Karma. Gegen Mittag bin ich beim Autovermieter und schildere mein Problem. Wir haben beschlossen auch die nächsten 2 Tage zu siebt weiter ein Auto zu mieten. Diesmal aber eines das diesen Bedingungen gewachsen ist und Platz für 7 Personen hat. Meine Wahl ist ein Pajero mit viel Bodenfreiheit. Mit dem neuen Auto und einem Reserverad im Kofferraum fahre ich wieder zurück. Dort erwarten mich Fred und Johnny sehnsüchtig, Sophia und die Kinder sind per Anhalter ebenfalls zurück nach Dili gefahren. Reifen gewechselt und es geht zurück zum Autoverleiher, zu 3. mit 2 Autos - endlich mal viel Platz. Den für unsere Zwecke völlig ungeeigneten Toyota geben wir zurück.

Am nächsten Morgen geht es früh los in die Berge. Timor ist klein, aber Mount Ramelau,der höchste Berg hier, ist ebenso hoch wie Deutschlands Zugspitze. Nur 100km entfernt von Dili, d.h. 4-5 Stunden Fahrt.

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Die Straßen dorthin sind überraschenderweise noch viel schlechter als die in den Osten der Insel. Timor Leste schlägt nun Albanien und Mosambik in der Disziplin: "Schlechteste Straßen der Welt"

Es geht ständig bergauf und wird angenehm kühl. Auf halbem Weg halten wir in Aileu. Einige von uns haben nicht genug warme Sachen für die Berge dabei. Was bei uns in der Altkleidersammlung landet, taucht hier wieder auf. Für 1-2 $ pro Teil kann man hier warme Kleidung kaufen.

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Nebenan läuft gerade ein Volleyballspiel unter großem Zuschauerinteresse.

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Gegenüber auf dem Markt wird angeboten was der Bergbewohner so braucht. Tabak, Bethel, Gemüse und Gewürze.

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Ich habe meine Sonnenbrille kurz zuvor zerbrochen, Ersatz finde ich hier nicht. Restaurants gibt es nicht, ein paar Hühnerspieße vom Grill am Straßenrand sind heute unser Mittagessen.

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Maubisse, das letzte Dorf bevor es von der Hauptstraße (haha!) hinauf in die Berge geht.

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Nur 18km, aber wieder stelle ich erstaunt fest, dass es noch schlimmere Straßen gibt als die, auf der wir gerade eben gefahren sind. Fast anderthalb Stunden dauert das letzte Stück. Stellenweise ist es mehr eine Motocross-Teststrecke als ein Weg. Der Pajero kommt problemlos damit zurecht. Es ist das letzte Stück kalt und neblig, man sieht nichts von den Bergen und der Landschaft.

Endlich kommen wir in Hato Builico an. Ein nagelneues Guest House gleich am Ortseingang und sie haben sogar etwas zu Essen. Wir bestellen Huhn mit Reis und Genüse - das Einzige was es gibt. Nicht viel aber besser als nichts. Ein Angestellter fährt auf dem Moped los - offensichtlich um Hühner zu kaufen. Ofen gibt es nicht, das Huhn wird auf offener Flamme gegrillt. Gegrillt ist das falsche Wort - verbrannt trifft es besser. Außen verkohlt innen blutig wird es mit trockenem, kaltem ungesalzenen Reis und etwas lappigem Gemüse angerichtet. Wir lassen es dreimal zurück gehen damit es endlich durchgebraten wird und bekommen es jedes Mal mehr verkohlt und innen immer noch blutig zurück. Mittlerweile habe ich mich am kalten Reis und Gemüse satt gegessen und verzichte auf weitere Verkostung des Brandopfers. Gut dass wir unseren eigenen Wein dabei haben.

Einige von uns stehen um 4 Uhr auf um auf den Gipfel zu gehen. Für mich ist das nichts, ich wüßte nicht wie ich da wieder runter kommen soll und kann ausschlafen. Sehr bedauerlich, denn es wäre ein Spitzentag für eine Bergtour gewesen. Sonne satt, windstill, keine Wolken und oben eine Sicht von Küste zu Küste.

Frühstück ist inklusiv und besteht aus einem kalten Spiegelei, einer trockenen Semmel von vorgestern und lauwarmen Tee. Ich bin hier auf Diät ohne es jemals geplant zu haben. Etwas Vernünftiges zu Essen zu bekommen ist in Timor Leste außerhalb der Hauptstadt Dili nahezu unmöglich. Als die Gipfelbesteiger wieder zurück sind fahren wir die selbe üble Holperstrecke zurück nach Dili.

Ich habe genug gesehen von diesem Land. Teuer, schwierig zu bereisen, nichts Besonderes zu sehen. Kein Wunder, dass hier kaum ein Tourist her kommt. Mein nächstes Ziel ist Darwin, Australien. Sicher noch teurer, aber dort gibt es bestimmt bessere Straßen und etwas Ordentliches zu Essen.

Eingestellt von Tom Travel 19:25 Archiviert in Osttimor

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Kommentare

in Australien wird es wohl bessere Straßen geben, aber wie ich dich kenne, suchst dir doch wieder nur die mit Steinen und Wasserlöcher aus. Ist halt eine besondere Gabe.
Wünschen dir eine unfallfreie Reise, gib acht auf dich.
liebe Grüße Mutti und Papa

von Papa

Morgen geht es auf 4-Rad-Safari in den Kakadu Nationalpark. Da das eine organisierte Tour ist werde es diesmal nicht ich sein der in ein Loch fährt oder einen Platten verursacht. ;-)

von Tom Travel

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