Reise blog von Travellerspoint

Auf dem Heimweg

Talofa Samoa! Wo ist der Strand?

overcast 26 °C
View Round-The-World 2014-2015 auf Tom Travel's Reise-Karte.

2 Taxis, 3 Flüge und 13 Stunden später bin ich in meinem Hotel auf Samoa. Port Vila(Vanuatu) --> Nadi(Fidschi) --> Suva(Fidschi) --> Apia(Samoa). Schnell, billig oder direkt zu fliegen kann man hier im Südpazifik vergessen.

Obwohl ich jedes Teilstück zufällig mit derselben Maschine fliege, wird mein Gepäck jedes Mal ausgeladen und muss insgesamt 3 Mal einchecken. Ich muss deswegen auch leider 2 Mal durch die Fidschi Immigration (nix von wegen Transit!) und bekomme wieder 2 der verfluchten Stempel in meinen Pass. Zumindest heute lassen sich die Grenzer von mir erweichen und setzen ihre Marken zwischen und über die Stempel ihrer Vorgänger auf einer der vorderen Seiten. Der Samoa Stempel ist erfreulich klein. Bisher hatte ich die Erfahrung gemacht dass die Stempel umso größer sind, je kleiner ein Land ist.

Aus unerfindlichen Gründen landen die meisten internationalen Flüge zu völlig unchristlichen Zeiten in Apia. Mein Flieger landet um 1:30 Uhr frühmorgens. Die Taxis haben sich allerdings darauf eingestellt und ich finde problemlos einen Transport ins Hotel. Auch dort ist man an späte Ankünfte gewöhnt. Etwas verschlafen händigt mir die Wirtin den Zimmerschlüssel aus.

Es war gar nicht so einfach den richtigen Tag für die Zimmer-Reservierung zu bestimmen. Ich bin zwar in der Nacht über die Datumsgrenze nach Osten geflogen, aber es ist trotzdem der folgende Tag. Der Widerspruch klärt sich, wenn man erfährt, dass Samoa vor 3 Jahren beschlossen hat dasselbe Datum wie Neuseeland und Australien zu haben. Das Ganze Land wurde quasi auf die andere Seite verfrachtet und verlor einen Tag. Da es eine Stunde Zeitverschiebung zwischen Fidschi (das bereits GMT+12 hat) und Samoa gibt, kommt es zu GMT+13 für Samoa. Höchst verwirrend!

In der Nacht regnet es. So wirklich trocken ist es hier selbst in der Trockenzeit nicht. Aber es ist auch hier wieder angenehm kühl bei 25°. So richtig unangenehm heiß war es seit dem Tiefland von Nepal auf diesem Teil der Reise nirgends mehr. Außer in Bali und Nordaustralien werde ich seit Ende Mai permanent vom Regen verfolgt. Das obwohl ich die Reise so geplant hatte, dass ich immer in der trockensten, besten Zeit vor Ort bin. Das steht im krassen Gegensatz zu den ersten 3 Jahren der Reise, wo ich Regentage an 2 Händen abzählen konnte. Ich hoffe auf Strandwetter. Baden, Schnorcheln, Tauchen - das war mein Plan für die kommenden 3 Wochen.

Hier fährt man wieder links. Wie in Ost-Timor wurde das hier vor 5 Jahren geändert um billige Gebrauchtwagen aus Neuseeland und Japan importieren zu können. Damit nicht zu viele besoffen vergessen auf welcher Seite sie fahren sollen, hat man gleichzeitig eine Sperrstunde für alle Clubs und Bars um 22 Uhr eingeführt. Dieselbe Tageszeit, zu der man in Buenos Aires zum Essen geht, ist hier das Ende jeglicher Abendunterhaltung.

Kein Wunder dass ich bei meinem ersten Stadtrundgang kaum junge Leute treffe. Bei dem mageren Party-Angebot und den Preisen hier fahren die jungen Australier und Neuseeländer dann doch lieber nach Fidschi oder Bali. Für Europäer ist es wohl zu weit weg. Knapp 20.000km bis Berlin - weiter weg von Deutschland kann man kaum sein. Ich war auf allen meinen Reisen noch nie so weit weg von zuhause. Gleichzeitig bedeutet das für ich mich: Ab jetzt geht's Richtung Heimat.

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Der erste Eindruck bei meinem Rundgang durch Apia ist eher negativ. Zu modern ohne Charme und einige Ecken voller Müll wo man nicht so genau hinsehen will. Mit wenigen Ausnahmen sind Städte, egal wo, eh nicht so mein Ding.

Samoa war mal deutsche Kolonie, aber im Gegensatz zu Namibia spürt man hier nichts mehr davon. Die Neuseeländer haben sich die Inseln unter den Nagel gerissen, als der deutsche Kaiser gerade anderweitig mit Krieg führen beschäftigt war.

Der Baustil der Wohnhäuser in den Dörfern auf dem Land ist ziemlich einmalig. Wände, Türen, Fenster, Möbel? Alles optional. Meist reicht eine betonierte Plattform und ein Dach auf Holzpfeilern rundum - fertig ist die Laube. Wenn's regnet werden Plastikplanen herunter gelassen. IKEA würde hier Pleite gehen. Bilderrahmen "Röngan" und Bettgestell "Birger" kauft hier kein Mensch. Bestenfalls ein paar Plastik- oder Rattan Sessel bilden das Mobiliar.

Diese offene Bauweise ist wohl nur in einem Südseeparadies ohne giftige Tiere machbar. Skorpione, Schlangen, giftige Spinnen - gibt es nicht. Die Pflanzen im Dschungel haben es nicht mal nötig Dornen gegen Fressfeinde auszubilden. Barfuß ist hier kein Problem. Das war auch schon in Fidschi und Vanuatu so.

Kein Wunder dass die frühen Seefahrer die Inseln in der Gegend so gerne angesteuert haben. Nur die oben-ohne-Hula-Mädchen sind Geschichte. Bei Standard-Kleidergröße XXL ist das wohl auch gut so. Noch nirgends habe ich so große (breite) Menschen beider Geschlechter gesehen wie auf Samoa. Mit 100kg LGW liegt man hier unter dem Durchschnitt.

Internet zu bekommen ist ein echtes Problem. Samoa verdrängt Australien vom Spitzenplatz der Länder mit dem schwierigsten Internet-Zugang. Eine Mafia von kommerziellen Wi-Fi-Anbietern beherrscht den Markt. Unter 3€ pro Stunde kommt man nirgends online. Alles kostet hier extra. In den Bungalows in denen ich die erste Nacht am Strand in Lalomanu verbringe verlangt man sogar fürs Aufladen jeglicher Elektrogeräte 3€.

Da es mir in der Hauptstadt Apia gar nicht gefallen hat nehme ich am nächsten Morgen den ersten Bus Richtung Osten nach Lalomanu.

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3 Stunden für 60km. Vollgepackt mit Menschen bis zum Dach, war noch Platz für 10 Zementsäcke und Bauholz am Boden. Jeder wird am Ziel bis vor die Haustür gefahren. Gut für die Besitzer der Zementsäcke, entnervend für die, die so wie ich bis zur Endstation fahren.

Morgens war es wunderbar sonnig, aber als ich mittags ankomme hat mich mein Regenpech eingeholt und es beginnt sofort wieder zu regnen. Ich habe eine offene "Fale" gemietet.

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Das ist eine Holzplattform, ein Dach aus Wellblech oder Kokosmatten und Plastikplanen, die nun im Wind flattern. Direkt an der Flutline, aber ohne Wände. Heute bei Vollmond ist die Flut besonders hoch und nachts rauschen die Wellen unter meine Fale. Vor 5 Jahren gab es hier einen Tsunami, da rauschten die Wellen nicht nur unter den Beach-Fales hindurch. Ich schlafe in dieser Nacht etwas unruhig. An diese extreme Nähe zum Wasser muss ich mich noch gewöhnen.

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Heute ist Mittwoch und nebenan gibt es eine Tanzvorführung.

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Eine Feuershow gehört auch dazu.

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Haut mich nicht vom Hocker, ich finde den Vollmond spannender zum Fotografieren.

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Mein Plan die Insel Upolu im Uhrzeigersinn entlang der Küste zu umrunden hat einen Fehler. Es gibt keine Busse die ab Lalomanu weiter fahren. Das Ganze hier erinnert mich immer mehr an Ost-Timor. Teuer, schwierig zu bereisen - allerdings mit viel besseren Straßen. Ohne öffentlichen Transport und ohne eigenes Auto (Mopeds kann man hier nicht mieten) bin ich auf Taxis und Mitfahrgelegenheiten angewiesen. Taxis gibt es hier an der Südküste allerdings auch nicht. Es sei denn man bestellt für viel Geld eines aus der Hauptstadt Apia.

Ein Missionarsehepaar aus Kenia, das jetzt in Neuseeland lebt, hat so ein Taxi zurück nach Apia bestellt. Die nehmen mich mit, entlang der Südküstenstraße bis zu einer Abzweigung von der ab ich zu Fuß weiter muss. Heute, wo ich es gar nicht gebrauchen kann, ist es am Morgen wolkenlos und ziemlich heiß. Ich gebe sicher ein seltsames Bild ab, wie ich da mit meinem Rollkoffer schwitzend und mutterseelenallein durch die Gegend latsche. Nach knapp einer Stunde erreiche ich das Samoa Hideaway Beach Resort in der Nähe von Lotofaga und miete dort wieder eine für mein Budget gerade noch erschwingliche Beach-Fale für 2 Nächte. Ich bin der einzige Gast im Resort.

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Merke: Wenn du in einer Gegend praktisch ohne andere Touristen bist hat das einen guten Grund.

1. Es ist sehr teuer --> Bhutan
2. Es ist sehr abgelegen/schwierig zu bereisen --> Teile Namibias
3. Es gibt nichts zu sehen oder zu tun --> Paraguay
4. Es ist die falsche Jahreszeit --> Sardinien im Oktober
5. Eine Kombination von mehreren Punkten --> Ost-Timor (1. - 3.)

Für Samoa gilt wohl 1. und 2. Nun wo ich das weiß, muss ich meine Reisepläne anpassen. In dieser Nacht war die Flut noch höher, meine Fale liegt aber hoch genug überm Wasser - keine Gefahr. Der schmale Strand des Resorts ist am nächsten Morgen nicht mehr da. 10m Sand fehlen.
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Mein mulmiges Gefühl gestern in der Fale direkt am Wasser in Lalomanu war nicht unbegründet. Im Lauf des Tages kommt ein deutsches Paar hier an, die meine Nachmieter in dieser Nacht waren. Sie wurden um 6 Uhr geweckt als die Wellen in die Hütte schwappten. Da man dort nur eine Matratze auf dem Boden hat kann das ziemlich unangenehm werden. Für mich wäre das die 4. Kamera auf dieser Reise gewesen, die einen Wasserschaden erleidet.

Es bleibt die nächsten 3 Tage regnerisch und windig. Ein Wetter das so gar keine Südseegefühle aufkommen lässt. Von Lotofaga geht es nach Tafatafa entlang der Südküste. Auch hier gibt es wieder keine Busse, der Wirt vom Hotel fährt mich für entsprechendes Entgelt.
Der Strand auch hier sehr schmal, bei Flut praktisch nicht vorhanden.

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Zwei nicht ungestörte Nächte verbringe ich hier - wieder in einer offenen Fale. In der ersten Nacht toben 2 junge Katzen durch meine Hütte. Eine der beiden fühlte sich wohl durch mich beim Spiel gestört und haut mir die Krallen auf die Stirn das es blutet - keine schöne Art zu Erwachen. In der 2. Nacht regnet es so stark, dass Wasser durchs Dach kommt und mir ins Gesicht tropft.

Wasser von unten, Wasser von oben - jetzt reicht es - ich ziehe weiter. Das dauert allerdings. Hier gibt es einen Bus der mich ein großes Stück Richtung nächstes Ziel in Salamumu mitnimmt. Busfahrpläne sind hier nicht sehr exakt, ich muss 3 Stunden am Straßenrand an einem Kiosk warten. Der Bus biegt nach Norden ab und fährt direkt nach Apia - da will ich nicht hin. Also heißt es aussteigen und zu Fuß weiter nach Maninoa. Dieses Mal sind es nur etwa 4km bis zur Unterkunft. Sehr schön dieses Mal. Mit Wänden und sogar eine Tür habe ich. Da kommen wenigstens keine Katzen rein und das Dach sieht auch sehr dicht aus.

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Hier wäre ich gerne noch eine Nacht geblieben, aber nun tut sich ein neues Problem auf. Mir geht das Bargeld aus. Im ganzen Land(!) gibt es nur an 3(!) Orten Geldautomaten. Keiner davon ist in der Nähe oder entlang meiner Route. Kreditkarten werden auch nicht akzeptiert - es hilft alles nichts, ich muss zurück nach Apia.

Eingestellt von Tom Travel 19:16 Archiviert in Samoa

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Kommentare

Hallo Thomas,

ich wünsche Dir ALLES ALLES GUTE zu Deinem heutigen Geburtstag.

Weiterhin nur DAS BESTE auf Deiner Reise und weiterhin VIEL SPASS !!!!!!!

Herzliche Grüße,
Gerd

von Gerd

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