Aufstehen! Frühstück!
Beim Chief im Paradies
20.09.2014 - 29.09.2014
28 °C
Jetzt bin ich auf Sawai'i. Nach Neuseeland die größte Insel im Südpazifik. Bei der Ankunft der Fähre sind seltsamerweise keine Busse zu sehen.
Ich habe keine Lust zu warten, deswegen geht es mit dem Taxi weiter. Taxis hier haben alle mindestens 5 Rückspiegel und ebenso viele Wunderbäume in Palmenform.
Das Hotel zu dem mich das Taxi bringt ist viel teurer als im Reiseführer angegeben. Zu teuer für mich. Bis ich das herausgefunden habe ist das Taxi schon weg. Von der Rezeption bestelle ich ein weiteres Taxi das mich zu einer Adresse bringt, zu der ich eigentlich erst in den nächsten Tagen wollte. Die Straße verläuft hier direkt am Wasser. Flach, türkisgrün - sieht fantastisch aus.
Den besten, breitesten Strand auf der ganzen Insel gibt es bei Joelans Beach Fales.
Ein echtes Schnäppchen, für 20€ gibt es 3 Mahlzeiten und eine Hütte direkt am Wasser. In den 15 Hütten haben bis zu 40 Gäste Platz.
Das ist der Blick von meinem Bett aus.
das ist der Blick vom Wasser aus
und das ist quasi mein Hausstrand. 29° Wassertemperatur, kristallklar - so stelle ich mir Südsee vor.
Ich kann mich an diesem Türkisgrün einfach nicht satt sehen. Der Blick geht nach Osten. Jeden Morgen sehe ich den Sonnenaufgang und drehe mich dann noch einmal für eine Stunde um. Bis...
"Sorry! Wake up - Breakfast!"
Man lässt hier nicht zu, dass ein Gast das Frühstück verschläft. Jeden Morgen um Halb 8 geht eine Angestellte von Fale zu Fale und weckt jeden Gast einzeln. Einmal habe ich versucht das zu ignorieren - zwecklos. Nach 15 Minuten steckt sie den Kopf in die Fale:
"SORRY! BREAKFAST!!!"
Früh ins Bett gehen wäre eine Möglichkeit morgens nicht so unausgeschlafen am Frühstücksbuffet zu stehen. Das ist hier aber nicht so einfach, den jeden Abend sitzen wir bis spät. Ein besonderes Ritual ist der tägliche "beer run". Hier in der Anlage kann man außer Wasser keine Getränke kaufen. Allerdings gibt es Kühlschränke, in denen man sein Bier kühlen kann. Der nächste Laden ist etwa 2km weg und es findet sich immer eine Mitfahrgelegenheit.
Bis zum Nachmittag sind die Kühlschränke brechend voll - gefüllt durch die "beer runs" der Gäste - am nächsten Morgen auf wundersame Weise völlig leer gefegt. Deswegen fällt das Aufstehen so schwer. Aber die Mädels hier kennen kein Erbarmen. Wer bis 2 Uhr feiern kann, kann auch um halb 8 seinen Toast essen. Außer Toast gibt es immer Papaya, Kokosnuss, Eier und Kuchen. Nach dem Frühstück hat man die Wahl zwischen Baden, Ballspielen oder Nickerchen. Für mich meistens Letzteres.
Dann kommt das Mittagessen. Jedes mal spannend. Mal ist es nur ein Fruchtcocktail, sonntags ein opulentes Mahl (Umu) oder einfach Huhn mit Reis. Dann wieder die obige Auswahl - für mich wieder Nickerchen. Abendessen immer reichlich. Rührei mit Tomate, Huhn, Schwein, Fisch und Salate für die Vegetarier. Gewürze fehlen ein wenig, aber ansonsten wird hier jeder satt und ist zufrieden mit der Auswahl.
Ich habe in den sieben Tagen das Areal außer für "beer runs" nie verlassen. Warum auch, ich hätte hier mit Vergnügen einen Monat verbringen können. Aus einer Nacht, die ich bleiben wollte, wurden sieben. Hier stimmt einfach alles. Das Essen, der Strand, die Leute - einfach perfekt. So einen Ort habe ich seit Monaten gesucht. Eigentlich wollte ich ganz Sawai'i umrunden, aber das lasse ich sein, denn woanders kann es nicht besser sein. Selbst die Moskitos benehmen sich anständig und stechen nur abends in die Knöchel. Kein Problem das mit Repellent in den Griff zu bekommen.
Die Tage vergehen einer wie der andere in schöner Gleichförmigkeit. Internetzugang gibt es hier nicht, somit kein Kontakt zur Außenwelt. Ich bin so entspannt dass ich glatt meinen eigenen Geburtstag um einen Tag verpasse. Wir stoßen pünktlich um Mitternacht auf meinen Geburtstag an, das war dann allerdings das Ende meines Geburtstages. Am nächsten Morgen stelle ich nämlich fest, dass es bereits der 23. ist, das ist mir noch nie passiert.
Die Gäste, die Einheimischen und die Umgebung, einfach alles fühlt sich wie eine große Familie an. Ich habe auf allen meinen Reisen nur eine handvoll Orte wie diesen gefunden. Die meisten sind mittlerweile so überlaufen, dass ich nicht mehr dorthin zurück will. Auf Sawai'i ist nicht zu befürchten dass sich in den nächsten Jahren viel ändert. Alles hier verläuft in Zeitlupe. Leider waren meine nächsten 4 Weiterflüge alle schon gebucht, sonst hätte ich hier verlängert.
Der harte Kern der fast jeden Nacht quasi das Licht ausmacht ist hier zu sehen. Der schlanke Herr in der Mitte ist der 'Chief'. Das Familienoberhaupt und so eine Art Häuptling im Dorf Lano. Eine Unterhaltung mit ihm ist schwierig, denn er hat nur noch etwa 4 Zähne und ist selten nüchtern, aber was er sagt hat hier in der Gegend Gewicht. Es sind zwar keine 13 am Tisch aber irgendwie erinnert mich das Foto an Da Vincis "Letztes Abendmahl".
Neben dem Chief sitzt Ricardo. Ein Augenarzt der beschlossen hat ohne Bezahlung ein Jahr hier in Samoa zu arbeiten. Ganz rechts Joshua, noch ein Arzt aus Holland, der vor kurzem mitsamt Frau und Kindern nach Neuseeland ausgewandert ist. Mit mir also dann 3 Ärzte an einem Tisch - da kann nichts schief gehen. Neben Ricardo sitzt Derek, ein Neuseeländer der schon seit Wochen hier wohnt und sonst mit Campervan durch Neuseeland fährt und von Pferdewetten lebt (wenn ich das richtig verstanden habe). Ganz links Rebecca und nicht auf dem Bild (weil er knipst) Hamiti ihr Freund. Die beiden und das holländische Paar werde ich voraussichtlich nächste Woche in Neuseeland wiedersehen.
Das ist das Auto vom Chief. Die Tücher sind nicht gegen Sonneneinstrahlung sondern gegen Regen. Keines der Fenster lässt sich schließen und damit es nicht zu viel reinregnet hängt man halt Tücher davor. Die Alarmanlage ist das Einzige das bei diesem Wagen zu funktionieren scheint. Zum Bier holen reicht es.
Ich muss mein Urteil aus dem ersten Blogbeitrag über Samoa korrigieren. Samoa ist an manchen Orten nicht teuer - wenn man weiß wo und wie.
Eingestellt von Tom Travel 19:19 Archiviert in Samoa