Es Cuba!
nächtliche Begegnungen
10.12.2014 - 15.12.2014
23 °C
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Round-The-World 2014-2015
auf Tom Travel's Reise-Karte.
So richtig erholt habe ich mich in den 2 Tagen in Havanna allerdings auch nicht. Abends ist es richtig kühl geworden und ich brauchte eine Jacke. Praktisch weil man in den Taschen ein paar Sachen verstauen kann. Auf dem Rückweg vom Abendessen bin ich in einer düsteren Raggaeton-Disco gelandet. War eigentlich sehr gut, Jacke hatte ich über meinem Stuhl - hinter mir die Wand. Sollte eigentlich nichts passieren. Als ich heimgehen wollte waren trotzdem irgendwie die Taschen der Jacke leer. Handy und Kamera weg. Es war nur die kleine Kamera, trotzdem ärgerlich. Schlimmer ist der Verlust des Telefons. Ab nun kein GPS und keine Landkarten mehr und alle meine Kontakte sind weg. Letzteres unersetzlich.
Wie jedes Mal wenn etwas gestohlen wurde, war ich auch dieses Mal selbst schuld. Seit 16 Monaten ist schon nichts mehr weggekommen, eigentlich war das überfällig. Irgendwann macht man einen kleinen Fehler und wenn man Pech hat wird das bestraft. Die Frage bei so einer langen Reise ist nicht ob man beklaut wird, sondern nur wann und wie oft. Besser man kalkuliert das mit ein und hat Ersatz parat. Ich habe jetzt noch mein Reserve-Handy, Tablet, Laptop und die große Kamera. Mal sehen wie viel davon ich mit nach Hause bringe.
Jetzt bin ich also in Trinidad. Gut dass die Stadt nicht so groß ist. Ich muss mich nämlich erst wieder daran gewöhnen meinen Orientierungssinn zu nutzen und nicht ständig mit Hilfe des Handy-GPS durch die Straßen zu laufen.
Hier in der Altstadt scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Mehr Pferdekutschen als Autos.
Freunde kolonialer Architektur finden hier reichlich Motive.
Jeden Tag abends nach Sonnenuntergang findet auf den Treppen neben der Kirche ein Open-Air-Salsa-Konzert statt.
Ich fotografiere allerdings nun nur noch tagsüber. Die kleine Kamera, die ich sonst immer für Schnappschüsse dabei hatte wenn ich abends unterwegs war, ist ja nun weg und die große Kamera schleppe ich nicht mit.
Hier gibt es eine ganz besondere Diskothek. Etwas über der Altstadt führt ein schmaler Pfad zu einem Höhleneingang. Ein schwach beleuchteter Tunnel führt gut 100m in den Berg. Dort in einer natürlichen Kaverne dann eine Bar, Tanzfläche - alles was dazugehört. Stalagtiten an der Decke, es tropft - eine richtige Kalksteinhöhle. Als Höhepunkt gibt es eine kleine Feuershow mit Schlange und jungen Damen. Mir sind hier schon wieder zu viele Touristen, deswegen bin ich bald zu hause.
Gut ausgeruht geht es ein letztes Mal zurück nach Havanna. Es ist Sonntag und ich treffe wieder Nelson der in der selben Kneipe in der Altstadt mit seiner Band spielt. Ich komme mit Erroll, einem seiner Freunde, ins Gespräch. Er lädt mich ein zu einem Fest in San Miguel, einem Dorf etwas außerhalb Havannas, mitzukommen. Ich verstehe nicht so ganz worum es dabei geht. Hat irgendwas mit seiner Religion zu tun, aber es gibt dort auch Trommel-Musik und jede Menge "Chicas Cubanas" (wer jetzt nicht weiß was das ist, soll einfach mal die Google-Bildersuche benutzen). Diese Kombination erscheint mir spannend und was soll schon passieren? Etwas das mir geklaut werden könnte habe ich nicht mehr. Auch nicht viel Geld in der Tasche, denn morgen schon geht mein Flieger nach Mexiko.
Ich verabschiede mich von Nelson, der heute etwas anderes vor hat. Mit Erroll und 3 seiner Kumpel nehmen wir ein Taxi. Ich habe keine Ahnung wo wir sind und wo die Reise hin geht. Nach etwa einer halben Stunde biegt er in einen Feldweg ab. Es ist stockfinster, Straßenbeleuchtung gibt es seit wir aus Havanna raus sind schon lange nicht mehr.
Hier soll ein Fest sein? Ich frage ob man da was zu trinken kaufen kann wo wir hinfahren. Nee, kann man nicht. Also fahren wir noch bei einer Art Laden vorbei und kaufen Rum für die Jungs und Bier für mich. Alkohol und Religion geht also schon mal gut zusammen hier.
Dann geht es mit dem Auto nicht mehr weiter. Die Straße ist ausgewaschen und der Taxifahrer weigert sich weiter zu fahren. Das letzte Stück also zu Fuß. Ich überlege wie ich von hier wieder weg kommen soll, wenn es mir nicht gefallen sollte. Taxi rufen scheidet schon mal aus. Noch eine Biegung, dann sehe ich ein Lagerfeuer vor einem Hütteneingang. In der winzigen Hütte drängen sich fast 100 Menschen um eine Art Altar. Darauf steht eine Figur von St. Lazarus - der hat heute Namenstag oder so. Er ist hier scheinbar ein besonderer Heiliger. Ein kleiner Bottich am Boden im Eingang, darauf schwimmen Blütenblätter. Jeder der die Hütte betritt muss sich rituell waschen, d.h. Hände und Gesicht benetzen - das wird streng überwacht. Weiter drinnen bekomme ich auch noch eine milchige Flüssigkeit aus einer Babyflasche ins Gesicht gespritzt. Keine Ahnung was das war.
Ein schwarzes Huhn wird ums Feuer geschwenkt. Das Ganze hat nun mehr von Voodoo und Afrika und gar nichts mehr von Kuba. Trommeln und Sprechgesang -monoton, hypnotisch - die Menge führt in eine Art Trance-Tanz auf. Mein Begleiter versucht mir zu erklären was da gerade passiert. Ich verstehe nichts in dem Lärm.
Nach ein paar Stunden ist mein Bier alle und ich will nach hause. Erstaunlicherweise ist Erroll sofort bereit mit mir zurück zur Hauptstraße zu gehen und dort ein Taxi zu stoppen. Fast dort kommt im Halbdunkel eine Gestalt auf uns zu. Nelson!? Ja wo kommt denn der auf einmal her? Er besucht seinen Cousin, der wohnt hier und hat heute Geburtstag. Das erklärt die Flasche Rum die er dabei hat. Eigentlich wollte ich ja heim, aber dann gehe ich halt nochmal mit. Seit der Woche auf der Isla Juventud ist mein Spanisch gut genug, um den Unterhaltungen einigermaßen zu folgen und es wird recht lustig.
Nach 1 Stunde ist dann auch diese Flasche Rum leer. Nelson und ich haben den selben Heimweg und wir stoppen ein Taxi an der Hauptstraße. Ohne weitere Vorkommnisse erreiche ich mein Hostel.
Das war's dann für dieses Mal mit Kuba. Dieses Land ist in vieler Hinsicht einmalig. Ich könnte ein Buch schreiben über die vielen Dinge die hier anders laufen. Oft habe ich meine Begleiter fragen müssen was dies oder jenes gerade zu bedeuten hat. Die Antwort war oft ein Schulterzucken und "Es Cuba!" Die Leute, die Musik, dieses Lebensgefühl - ich werde auf jeden Fall mit besseren Spanischkenntnissen wieder kommen (ohne Spanisch verpasst man hier das Beste). Sobald wie möglich, so lange es noch dieses Kuba ist!
Eingestellt von Tom Travel 17:50 Archiviert in Kuba