Warum El Salvador?
Nix wie weg hier
28.12.2014 - 02.01.2015
30 °C
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Round-The-World 2014-2015
auf Tom Travel's Reise-Karte.
Der Bus von Guatemala City fährt direkt nach San Salvador. Dort zu bleiben war mir zu gefährlich. El Salvador ist wieder eines der Länder, wo man sich gut überlegen sollte wo man Halt macht. Santa Ana ist die zweitgrößte Stadt im Land mit einer Viertelmillion Einwohnern und hat einen leicht besseren Ruf als die Hauptstadt.
Der Bus setzt mich um 8 Uhr abends an einer Durchgangsstraße in Santa Ana ab. Es ist stockdunkel und ich bin der Einzige der hier aussteigt und an Bord war ich sowieso wieder Mal der einzige Tourist. Aber so will ich das ja...eigentlich. Ich frage noch den Fahrer wo ich denn nun bin und wie ich zu meinem Hostel kommen soll. Er meint nur: "Taxi". Ok, dann also Taxi. Nur hier steht keines und wartet. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Mit dem gesamten Gepäck im Dunkeln in einem für mich neuen Land...Eine Viertelstunde stehe ich da und es kommt nicht 1 Taxi vorbei. Dafür jede Menge anderer Autos deren Insassen mich interessiert mustern. Lange kann ich hier nicht mehr stehen, dann spricht sich das herum, dass da ein Gringo zum Abgreifen herumsteht. Es sind zwar nur etwa 2km bis ins Hostel, aber die Strecke zu Fuß zu gehen kann ich in der Dunkelheit auf keinen Fall riskieren. Hunger habe ich auch. 50m die Straße runter ist ein kleines Restaurant, rappelvoll mit Einheimischen die beim Essen sind.
Da gehe ich jetzt hin, mit vielen Leuten um mich herum sinkt das Risiko überfallen zu werden. Am Eingang steht eine Wache mit Gewehr. Hier müssen scheinbar sogar Imbissbuden bewaffneten Schutz haben. Ich frage den Typ wie es mit Taxis aussieht. 3 Tacos und ein Bier später stehe ich wieder auf der Straße. Wieder kommt 15 Minuten lang kein Taxi. Da fuchtelt der Wach-Typ mit seinem Gewehr und zeigt auf einen Pickup. Wie, das soll ein Taxi sein? Na schön, es ist ja nicht so dass ich eine große Wahl hätte. Der Fahrer kennt die Adresse und verlangt einen unverschämten Betrag für die 5 Minuten Fahrt. Meine Verhandlungsposition ist miserabel und ich bezahle den verlangten Preis.
Es ist mittlerweile 9 Uhr und als wir die kurze Strecke zum Hostel fahren bin ich wirklich froh nicht zu Fuß gegangen zu sein. Alles wie ausgestorben, kaum Licht an den Straßen - perfekte Rahmenbedingungen für einen Überfall. Was tue ich hier? El Salvador ist in etwa so wie der Kosovo bei meinem Europatrip. Ein Land ohne touristische Attraktionen das im Weg liegt. Mein eigentliches Ziel ist Nicaragua, aber um dahin zu kommen muss ich nun Mal hier durch. Ich nehme es mal vorweg. El Salvador kommt zu Ost-Timor, Paraguay, Brunei und Kosovo an die Spitze der Liste der Länder, die ich nicht mehr besuchen werde.
Das Hostel das ich mir für die 4 Tage Aufenthalt hier ausgesucht habe ist ein Lichtblick. So dreckig laut und zum Teil übel riechend es draußen vor der Tür ist - drinnen ist es eine Oase der Ruhe und Sauberkeit. Einen solchen Kontrast habe ich noch nie erlebt. Hier stimmt alles bis ins Detail. Man kann eine top-eingerichtete Küche mitbenutzen. Ein Segen, denn hier möchte ich nirgends zum Essen gehen. So koche ich nun wieder Mal selbst, seit 7 Monaten das erste Mal - Erinnerungen an Afrika kommen auf. Drei Besuche im Supermarkt um die Ecke sind die einzigen Gelegenheiten bei denen ich das Hostel verlasse. Es sind mir hier zu viele Waffen auf der Straße.
Warum auch? Ein kleiner Pool, kostenloses WiFi, ein Haufen netter Mitbewohner.
Claus, mein Rad fahrender Begleiter seit Flores wollte auch hierhin hinterherfahren. So wie schon an Weihnachten wurde aber auch hier wieder nichts aus der Idee Sylvester zusammen zu verbringen. Einen Tag nach meiner Abreise hing er immer noch in Antigua fest, danach habe ich seit 3 Tagen nichts von ihm gehört.
Carlos, der Hostel-Besitzer spendiert Grillwürste und Rippchen. Die junge Dame aus Indien ist Vegetarierin und ekelt sich vor den Fleischwaren auf dem Rost.
Jeder bereitet etwas vor oder kauft etwas zum Trinken. 10 Nationen an einem Tisch.
Es wird eine ausgelassene Sylvesterparty, die so gegen 3 Uhr im Pool weiter geht und erst bei Sonnenaufgang endet.
Am Neujahrstag kann ich nicht länger warten und schließe mich 2 Amerikanerinnen an, die ebenso wie ich das Boot über den Golf nach Nicaragua nehmen wollen. Das ist so ziemlich die teuerste aber auch komfortabelste Variante um nach Süden voran zu kommen. Die Alternative wäre eine endlose Bus-Oddyssee durch Honduras. Das spart man sich, wenn man das Boot nimmt. Das Boot fährt aber nur alle 3-4 Tage und wenn ich jetzt nicht mitfahre hänge ich noch eine halbe Woche in diesem Land fest, aus dem ich eigentlich nur so schnell wie möglich weg will.
Zuerst geht es also Mal nach San Salvador. Das sieht (zumindest in der Gegend in der ich unterkomme) gar nicht so übel aus. Eher wie eine schäbige US-Großstadt. McDonalds, Subway überall. Nicht so gruslig wie Santa Ana, aber auch kein Ort der zum Bleiben einlädt. Um 5 Uhr am nächsten Morgen geht es weiter - in Suchitoto nimmt der Bus noch weitere Passagiere auf. Suchitoto scheint ganz nett zu sein. Ich habe wohl die genau falsche Wahl getroffen. Egal - jetzt will ich raus hier. Nochmal 3 Stunden dann sind wir am Fähranleger.
Die Grenzkontrolle hier ist sehr familiär. Mehr als 20 Grenzgänger pro Tag haben sie hier selten abzufertigen. Das Boot für den kleinen Grenzverkehr über den Fonseca Golf ist winzig. Gut dass das Meer heute sehr ruhig ist.
Auf der anderen Seite in Potosi, NIcaragua gibt es nicht mal einen Anlegesteg und nasse Füße bei der Landung. Kaum zu glauben aber auch das hier ist ein ordentlicher Grenzübergang.
Es ist deutlich heißer als irgendwo bisher in Zentralamerika, zum ersten Mal komme ich ins Schwitzen. Die Abfertigung an der Grenze zieht sich über gut eine Stunde obwohl nur 10 Leute anstehen. Eilig hat man's hier nicht. Danach sind es nur nochmal 3 Stunden bis ans heutige Tagesziel in Leon. Am Ende war ich schon wieder 11 Stunden unterwegs. Das Hostel dort ist enttäuschend, was aber nach dem tollen Erlebnis im Casa Verde nicht anders zu erwarten war.
Eingestellt von Tom Travel 14:30 Archiviert in El Salvador