Nicaragua Teil 2
Reggae Nights
13.01.2015 - 19.01.2015
27 °C
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Round-The-World 2014-2015
auf Tom Travel's Reise-Karte.
Nachtrag zu Granada:
Ich habe mir auch hier Zigarren gekauft. Dona Elenas Zigarrenfabrik produziert feinste nicaraguanische Qualität - heißt es. Zwei Dinge habe ich gelernt:
- Nichts geht für mich über kubanische Cohibas
- Jemand aus meiner Familie hat hier schon vor mir seine Zigarren gekauft

Bild aus meiner Lieblingsbar in Granada beim ordnungsgemäßen "Vernichten" der Nica-Zigarren.
Dann ist es soweit, es geht in die Karibik. Taxi nach Managua, Flug nach Big Corn Island und dann auf die Panga nach Little Corn Island. Pangas sind offene Boote mit ordentlich PS im Rücken. Ungepolsterte Holzbänke - das Boot springt immer wieder hoch über die Wellen und landet hart.
Es wird die schmerzvollste Überfahrt meines bisherigen Reiselebens. Ich selbst bleibe einigermaßen trocken, aber mein Koffer im Laderaum wird klatschnass. Leider nicht nur außen. Ich brauche dringend eine Komplettwäsche meiner Sachen - alles ist klamm und müffelt.
Bei der Ankunft am Pier das übliche Chaos. Ich habe allerdings eine Reservierung bei "3Brothers" und brauche keine Hilfe bei der Zimmersuche. Little Corn ist etwa das, was Caye Caulker in Belize vor 25 Jahren war. Ich fürchte nur Wenige werden mit dieser Info direkt etwas anfangen können. Vor 25 Jahren war Caye Caulker ein Geheimtipp - das ist Little Corn heute. Die gute Nachricht: Man findet auch heute immer noch Orte die nicht völlig zugebaut und von jahrelangem Tourismus verdorben sind.
Die Strände sind schmal, allerdings sauber und menschenleer. Das Tauchen ist eher Mittelklasse und begeistert nur Anfänger, Schnorcheln ist allerdings sehr gut. Es ist das Gesamtpaket das diese Insel attraktiv macht. Eine Reggae-Bar, 2 Beach-Restaurants - genau richtig. Alles sehr übersichtlich. Man trifft unvermeidlich immer die selben Leute - tagsüber und nachts.
Es gibt (noch) keine Geldautomaten auf der Insel und auch keine Autos oder Mopeds. Mir gefällt es besser als gedacht, ich bleibe länger und mir geht das Bargeld aus. Das bedeutet mit der Panga nach Big Corn und zurück - Aua! Wieder schmerzhaft und nass. Solange diese Steißbeinbrecher der einzige Transport hierher sind ist nicht zu befürchten, dass der Tourismus diese Insel überrollt.
Nachdem ich in Big Corn mein Bargeld am ATM aufgefüllt habe muss ich 3 Stunden warten bis das nächste Folterboot zurück geht. Dabei lerne ich Winn kennen. Er lebt auf der anderen Seite von Big Corn und bietet an mir die Insel zu zeigen wenn ich zurückkomme - abgemacht!
3 Tage später ist es vorbei mit Faulenzen auf Little Corn. Winn wartet schon am Pier. Mit mir sind Nicolai aus Berlin und Andre aus Toronto. Zu dritt beziehen wir ein Zimmer in Hafennähe. Winn führt uns anschließend in die Fischfabrik und wir kaufen Langusten und Fisch für das "Rondon" heute Abend.
Winn wird für uns das typische Miskita-Coast Gericht zubereiten. Es dauert Stunden bis alles fertig ist.
Fisch, Languste, Kokosmilch, Plantanes und Brotfrucht sind die Hauptbestandteile.
Das lange Warten lohnt sich - es schmeckt köstlich!
Winn ist 43, hat 5 Kinder von 2 Frauen, im Krieg für die Contras gekämpft und war wegen Kokainschmuggel 2 Jahre im Gefängnis - ein ganz normaler Nica-Lebenslauf. Die Schmuggelroute von Kolumbien in die Karibik führt direkt an den Corn-Inseln vobei. Wenn Schmugglerboote von der Küstenwache aufgebracht werden werfen sie ihre Ladung über Bord. Die Pakete die mit der Strömung an die Küsten von Little und Big Corn treiben haben sich zu einer wichtigen Einnahmequelle entwickelt. Die Einheimischen sammeln die Pakete am Strand (hier "white lobster" genannt) und verkaufen sie an die ursprünglichen Eigentümer. Es geht das Gerücht, dass jedes Steinhaus auf den Corn-Inseln mit "white lobster money" gebaut wurde.
Winn behauptet er selbst habe 2 Pakete mit je 10kg Kokain gefunden. Könnte auch erfunden oder jemand anderem passiert sein - spannend erzählt hat er die Geschichte allemal.
Am nächsten Abend geht es wieder weiter. Passagierfähren gibt es hier nicht - allerdings einen Frachter der Passagiere mitnimmt. "Island Express" heisst unser Schiff. Abfahrt um 22 Uhr Ankunft um 4 Uhr morgens. 6 Stunden für die 70km bis ans Festland? Das ist alles andere als Express! Ich habe ja in den letzten 25 Jahren auf Reisen so Einiges erlebt - dieser Seelenverkäufer ist allerdings das Übelste mit dem ich je gefahren bin.
In einer Ecke finde ich noch einen Platz zum Aufhängen meiner Hängematte über Müllsäcken mit leeren Bierdosen - es riecht nicht wirklich gut.
Der Kanadier hat den einfachen Weg per Flugzeug hier raus gewählt, mit mir auf dem Boot ist nun nur noch Nico aus Berlin.
Gerade als ich endlich gut eingeschlafen bin hält das Boot zum ersten Mal in El Bluff. Zwei Stunden später, um 4 Uhr morgens - pünktlich wie immer nur dann wenn es einem wurscht ist - sind wir in Bluefields. Stockfinster ist es noch und wir gehen in den Warteraum am Hafen. Das Ziel für heute ist nämlich Pearl Lagoon. Davon trennt uns noch eine einstündige Panga-Fahrt. Die Panga fährt allerdings erst um 7 Uhr hier weg. Wir machen es uns so gut es geht die 3 Stunden auf den Holzbänken gemütlich.
Eingestellt von Tom Travel 12:39 Archiviert in Nicaragua