Honduras Teil 1
Das letzte Land
19.01.2015 - 28.01.2015
25 °C
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Round-The-World 2014-2015
auf Tom Travel's Reise-Karte.
Nur noch zwei Monate, dann sind die 4 Jahre rum. Die 2 Monate werden aus Blog-Sicht hart. Auf meinem Laptop gehen auf einmal etliche Tasten auf dem Keyboard nicht mehr. Ab jetzt muss ich die restlichen Beiträge wieder mūhsam mit dem Tablet schreiben.
Seit meinem Aufenthalt auf den Corn-Islands bin ich eigentlich nur noch von einem Zwischenstopp zum nächsten gehetzt. In Pearl Lagoon war ich 2 Nächte. Der Name klingt besser als das was es ist. Mangrovendschungel und ein langweiliger Ort. Das Wetter war auch alles andere als karibisch.
Ich nehme die Panga zurück und bleibe dieses Mal 2 Nächte in Bluefields. Laut Reiseführer hätte es dort spannendes Nightlife geben sollen. Ehr nicht, finde ich. Wieder eine Panga 3 Stunden den Fluss hinauf nach El Rama. Auch dort ist nix los - nichts zu sehen.
Nun muss ich wieder durch Managua, eine der übelsten Städte in Mittelamerika. Gleich nach der Ankunft springe ich in den nächsten Bus nach Norden. Ich schaffe es an diesem Tag bis Esteli. Dort hätte es mir eigentlich ganz gut gefallen - zumindest konnte man hier abends raus gehen ohne Angst gleich überfallen zu werden. Sonst hat der Ort für mich nichts und nach 2 Nächten geht es auch von hier weiter.
Das letzte "neue" Land auf dieser Reise steht auf Programm - das 65.! Honduras, vor 25 Jahren war ich dort schon einmal. Noch zu Zeiten der Militärjunta. Damals musste man sich vor allem vor Uniformierten in acht nehmen, heute ist es demokratisch und eines der gescheiterten Länder auf der Weltkarte. Gangs regieren große Teile der Städte. Tegucigalpa und San Pedro sind in den Top 10 weltweit bezüglich der Mordrate pro Einwohner. So ziemlich das Einzige worin Honduras Weltklasse ist.
Gefährlicher als Mogadischu oder Kabul? Eigentlich kaum zu glauben. Das interessiert mich, also hinfahren und anschauen wie die Menschen dort mit dieser "Situation" umgehen. In Esteli am Bus-Terminal treffe Sadiq, ein junger Somali mit schwedischem Pass. Bei der Ausreise aus Nicaragua gerät er zum ersten Mal an diesem Tag in Schwierigkeiten. Der Grenzer dreht und wendet den Pass, macht Fotokopien und versucht ihm etwas zu erklären. Sadiq spricht nicht 1 Wort Spanisch und nur schlecht Englisch.
Damit es endlich weiter gehen kann dolmetsche ich. Irgendwas mit seinem Nicaragua Visum ist komisch findet der Grenzer. Sadiq versucht zu erklären dass er von Madrid kommend über San Jose, Costa Rica im Transit nach Managua eingeflogen ist. Jetzt wird mir klar warum der Beamte die Stirn runzelt. Somalia, Schweden, Spanien, Costa Rica, Nicaragua und nun steht er an der Grenze zum 6. Land Honduras. Nach langem Hin-und-Her darf er das Land verlassen. Allerdings mit dem Hinweis dass er so in Honduras nicht reinkommen wird.
Sadiq sieht etwas ratlos und verzweifelt aus. Als einziger Dunkelhäutiger in 200km Umkreis der kein Spanisch spricht, braucht er Hilfe mit den Behörden. Wir latschen gemeinsam durchs Niemandsland zur honduranischen Immigration. Dort wieder das selbe Spiel - hochgezogene Augenbrauen und Kopfschütteln des Grenzbeamten. Er ruft seinen Chef an - wieder Kopfschütteln. Ich übersetze für Sadiq: Sein Visum gilt nur für Nicaragua, damit kommt er in Honduras nicht rein. "Was nun?", frage ich. "Kann mein Freund hier an der Grenze ein Visum kaufen?", frage ich. "Nein, an Landgrenzen werden keine Visa ausgestellt.", heißt es. Die Lage wäre hoffnungslos...wenn Honduras keine "Bananenrepublik" wäre. Ich frage ob es nicht doch einen Weg für Sadiq gibt ins Land zu kommen. "Naja," meint der Grenzer, "Visum kann ich ihm keines geben, aber er kann von mir einen gültigen Einreisestempel bekommen." "Wunderbar! Und was kostet das?" Darauf zuckt er mit den Schultern und meint: "Gib mir etwas, soviel es dir wert ist. Wie viel überlasse ich dir." Sadiq hat kein Wort von meinen Verhandlungen verstanden und ich übersetze erst mal die gute Nachricht. 50$ hatte er für sein Nica-Visum bezahlt, hier reichen am Ende 20$ um weiter zu kommen. Ich stelle fest: Korruption ist nicht immer schlecht.
Wegen der stundenlangen Verzögerung an der Grenze ist es aussichtslos heute vor Einbruch der Dunkelheit nach Tegucigalpa zu kommen. Das Bus-Terminal ist dort in einer der übelsten Gegenden dieser ohnehin grusligen Stadt. Nachts mit allem Gepäck und Wertsachen dort ankommen und auf Zimmersuche gehen? Ich bin doch nicht bekloppt! Wir machen Halt in Danli, nur etwa 1 Stunde weiter mit dem Bus von der Grenze. Mein neuer Freund ist etwas mitgenommen von den Ereignissen des Tages und geht direkt nach dem Abendessen ins Bett. Ich denke mir "Bangemachen gilt nicht," stecke lediglich 20$ ein und gehe raus um zu sehen was hier nachts so los ist. Die Straßen sind schon ab 9 Uhr völlig ausgestorben, alles hat zu. Heute ist Montag, da ist sogar die Bar die mir der Rezeptionist empfohlen hatte geschlossen. Einzig aus einer schummrigen Billardkneipe höre ich noch Musik, also gehe dort rein.
An einigen Tischen wird Pool gespielt, im Hinterzimmer sind ein paar Zocker am Dominospielen. Wie im Film - ich komme rein und für einen kurzen Moment wird es still im Raum. Nicht zum ersten Mal auf dieser Reise fühle ich mich wie eine Katze auf der Hundeausstellung. Ich gehe an die Bar auf einen zu, der wie der Chef hier aussieht. "Einen Tisch und ein Bier", bestelle ich bei ihm. Die anwesenden Gäste haben ihre Stimmen wiedergefunden und machen weiter mit dem was sie vor meiner Ankunft gemacht haben. Scheinbar bin ich nicht mehr interessant. 2 Stunden und 3 Bier später langt es mir dann auch und ich gehe unversehrt nach hause.
Am nächsten Morgen geht es mit Sadiq weiter nach Tegucigalpa. Er hat überhaupt keinen Plan wo er überhaupt hin will, weiß nichts von Honduras. Ich empfehle ihm die Maya Ruinen von Copan. Sehr touristisch und gut für ihn, weil dort mehr Englisch gesprochen wird. Ich will weiter Richtung Norden und so trennen sich unsere Wege. Mein Bus zum Lake Yojoa fährt gegen Mittag.
Eingestellt von Tom Travel 14:02 Archiviert in Honduras
Jetzt wird es spannend ob du die letzten zwei Monate überlebst. Was machst du nur in solchen Länder?
Wir machen uns Sorgen, gib acht auf dich.
von Papa