Hummeldumm in Tibet
7 Tage Tibet - Tag 1
30.05.2014 - 31.05.2014
8 °C
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Round-The-World 2014-2015
auf Tom Travel's Reise-Karte.
Nach meiner Rückkehr aus Pokhara habe ich einen Tag Pause in Kathmandu bevor es weiter geht.
Naba ist höchst erfreut mich zu sehen, denn ich muss noch den Restbetrag für die anstehende Tibetreise bezahlen.
Am nächsten Tag verlaufe mich völlig bei einem Rundgang durch Thaumel, der Stadtteil in dem ich wohne.
Für mich ist hier alles zu viel zu bunt, zu laut, alles sieht gleich aus. Es dauert über 2 Stunden bis ich mein Hotel wieder finde, dabei war ich nie weiter als 500m davon entfernt.
Am nächsten morgen geht es bei Sonnenaufgang los. Mit dem Taxi zum Jeep.
Dort treffe ich den Rest der Reisegruppe. Zum ersten Mal auf all meinen Reisen bin ich gezwungen mich einer Gruppe anzuschließen. Ich befürchte das Schlimmste. Seit ich "Hummeldumm" von Tommy Jaud gelesen habe, ist meine Abneigung gegen diese Art zu reisen nur noch größer geworden. Aber im Falle Tibet geht es nicht anders. Man bekommt nur als Gruppe mit festem Reiseplan und Reiseleiter ein Visum.
Zuerst treffe ich Christoph und Patrick beim Frühstück - 2 Schweizer. Der eine fängt demnächst einen Job in Kambodscha an, der andere arbeitet bei einer Schweizer Krankenkasse. Die beiden scheinen in Ordnung zu sein. Mal sehen was noch kommt. Als nächstes erscheint Valeria, eine argentinische Zollbeamtin, dann Corinne, sie arbeitet fürs französische Fernsehen, besorgt Kostüme. Einer fehlt noch, laut Liste ein Kanadier. Er kommt als letzter: Hamid, in Abu Dhabi geboren, lebt nun in Kanada. Die letzten 3 sind alle etwa in meinem Alter, das sollte eigentlich passen.
Das Gepäck aufs Dach verladen, kann es losgehen. Den Reiseleiter werden wir erst an der Grenze treffen. So sind wir mit dem Fahrer nur zu 6. im Jeep - trotzdem eng und später auch extrem holprig. Der einzige Verbindungsweg zwischen Nepal und Tibet hat den Namen Straße nicht verdient. Schon auf nepalesischer Seite häufig Polizeikontrollpunkte. Wovor haben die bloß so Angst hier?
Es geht immer stramm bergauf. Hier an einer Schlucht wird Bungee gesprungen. Von uns hat keiner Lust dazu. Corinne war schon der Gang auf die Brücke zu viel.
Etwa einen Kilometer vor der Grenze geht dann nichts mehr. LKW-Stau, ab hier geht es mit samt Gepäck zu Fuß weiter. Es ist heiß und die Luft schon spürbar dünner - das schlaucht gewaltig.
Auf der anderen Seite des Flusses liegt China, bzw Tibet.
Für dieses Foto auf der Brücke habe ich Ärger bekommen. "NO foto!" heißt es hier. Drei Uniformierte stürzen auf mich zu und ich habe Glück, dass ich die Kamera und den Speicherchip behalten darf.
Auf der anderen Seite der Brücke empfängt uns unser Reiseleiter für die nächsten 7 Tage. Wir nennen ihn LCD, denn seinen tibetischen Namen kann sich keiner merken. Ich mag ihn auf Anhieb nicht.
Dann die Grenzformalitäten. Pässe und Gruppenvisum werden 3x überprüft, Gepäck 2x durchleuchtet und zusätzlich 1x ziemlich lasch durchsucht. "Haben sie Bücher dabei oder Fotos?" Seltsame Frage an einer Grenze, aber hier hat man furchtbar Angst vor dem Dalai Lama. Alles auf dem sein Name oder Gesicht gedruckt ist, ist Teufelszeug und darf nicht eingeführt werden.
Es dauert etwa 45 Minuten dann sind alle durch alle Kontrollen und wir können das Gepäck in einen Minibus laden.
Das wird in der nächsten Woche für viele Stunden unser zuhause sein. Gruppenreise bedeutet: Bus fahren - viel Bus fahren! Trotz des frühen Aufbruchs ist es nun schon spät am Nachmittag. Tibet hat die selbe Zeit wie Peking und uns werden 2 Stunden geklaut.
Erste Überraschung: In China fährt man auf der rechten Seite. Die zweite Überraschung ist der anfangs erstaunlich gute Straßenzustand. Später wurde das schlechter, aber in grenznähe war die Straße schlaglochfrei geteert. Nach etwa 2 Stunden ohne landschaftliche Höhepunkte bei bewölkt und regnerischem Wetter erreichen wir das Guesthouse in Nyalam für die erste Nacht. "Kein Hotel, ein Guesthouse", meinte unser Reiseleiter. Wir hätten gewarnt sein sollen. So eine Absteige habe ich schon seit 20 Jahren nicht mehr gesehen. Kein Warmwasser, keine Duschen, eine Toilette indisch (am Ende des Ganges).
Wir sind auf 3700m und es ist ziemlich kalt, Heizung gibt es trotzdem nicht. Vielleicht damit wir uns gegenseitig wärmen können, hat der Veranstalter daran gedacht uns in Doppelzimmer zu packen. Die beiden Schweizer und die beiden Frauen zusammen ist irgendwie klar. Ich erwische das dicke Ende - Hamid. Er ist das leicht übergewichtige Musterbeispiel eines Schnarchers. Ich protestiere und verlange ein Einzelzimmer. Mit viel Diskussion und widerwillig bekomme ich eines. "Aber nur für heute Nacht", ab da müssten wir Aufschlag zahlen erklärt LCD. Ich lasse es mal dabei, für heute ist meine Nachtruhe gesichert.
Wo das geklärt ist, schaue ich mir das Dorf an in dem wir gelandet sind. Es als trostlos zu bezeichnen wäre viel zu freundlich. Hier gibt es nichts zu sehen, nichts zu tun.
Es bleibt nur das Restaurant neben unserem Guesthouse. Aber selbst nach ein paar Bier ist die Aussicht aus dem Fenster nicht besser. Diesen Ort kann man sich nicht mal schöntrinken.
Es bleibt die Hoffnung dass es von nun an nur besser werden kann - schlechter geht kaum.
Eingestellt von Tom Travel 03:02 Archiviert in China