Von der Frühstücksterasse hat man einen wunderbaren Blick auf den Vulkan. Alle paar Minuten kann man Explosionen hören.
Am Abend ist es endlich so weit. Mit mir brechen 2 Neuseeländer auf. Etwa 1 Stunde Marsch, die letzten 300m über Treppen zum Kraterrand.
Unten steht tatsächlich ein Briefkasten. Wer eine Postkarte dabei hat kann sie von hier aus verschicken.
Seit 800 Jahren spuckt der Berg regelmäßig Lava und Asche. Der letzte große Ausbruch war vor 12 Jahren. Momentan ist Aktivitätsstufe 1 - ab Stufe 3 ist der Berg offiziell geschlossen.
Die Explosionen werden auf dem Weg zum Kraterrand immer lauter. Nun hört man auch ein lautes Fauchen. Zu sehen ist zunächst aber noch nichts außer einer riesigen Dampf- und Aschewolke. Der Wind steht günstig und bläst die Schwefelsäuredämpfe zur gegenüberliegenden Seite.
Um die Lava zu sehen, muss man nahe an den Abgrund gehen. Etwa 200m senkrecht unter mir ist buchstäblich die Hölle los, es bläst heiß ins Gesicht.
Alle paar Minuten entlädt sich der Druck in einer Explosion und schleudert Lavabrocken bis zu 300m hoch. .
. Fotos die ich später in der Dunkelheit aufgenommen habe sind alle nichts geworden. Der Wind und die Erschütterungen waren zu stark, alles verwackelt - trotz Stativ. Videos zeigen es besser. Da ist dann auch der Ton dabei, der ist mindestens genauso beeindruckend wie das Feuerwerk. .
.
.
. Seit ich zum ersten Mal Lava in Hawaii gesehen habe bin ich immer auf der Suche nach einem weiteren Vulkan gewesen der gerade aktiv und zugänglich ist. Besser als hier findet man es kaum. Ich war beide Male tief beeindruckt vom Schauspiel und war jedes Mal der letzte Zuschauer der in der Nacht den Kraterrand verlassen hat. Fotos und Videos stammen vom ersten Abend auf dem Vulkan. Am nächsten Tag regnet es bis Mittag heftig und es ist viel zu nebelig für Aufnahmen. Ich wollte noch ein drittes Mal hoch, aber daraus wurde nichts, weil es am Abend heftig zu regnen begann. Vormittags mache ich einen Ausflug zum Strand. Der ist hier nichts Besonderes. So sehen hier Restaurants aus - ich probiere den Tanna Kaffee - auch nichts Besonderes.
Vier Tage sind rum - es geht wieder zurück über das Aschefeld nach Port Vila.
Morris, unser Hauswirt, schenke ich mein Shirt der deutschen N11. Er freut sich wie ein Schnitzel.
Der Weg hat sich auf jeden Fall gelohnt - Mt. Yasur ist ein "Muss" für jeden Lava-Lover!. Zwei Tage kurzer Stopp in Port Vila, dann geht es mit Zwischenlandung in Fidschi nach Samoa.
2 Taxis, 3 Flüge und 13 Stunden später bin ich in meinem Hotel auf Samoa. Port Vila(Vanuatu) --> Nadi(Fidschi) --> Suva(Fidschi) --> Apia(Samoa). Schnell, billig oder direkt zu fliegen kann man hier im Südpazifik vergessen.
Obwohl ich jedes Teilstück zufällig mit derselben Maschine fliege, wird mein Gepäck jedes Mal ausgeladen und muss insgesamt 3 Mal einchecken. Ich muss deswegen auch leider 2 Mal durch die Fidschi Immigration (nix von wegen Transit!) und bekomme wieder 2 der verfluchten Stempel in meinen Pass. Zumindest heute lassen sich die Grenzer von mir erweichen und setzen ihre Marken zwischen und über die Stempel ihrer Vorgänger auf einer der vorderen Seiten. Der Samoa Stempel ist erfreulich klein. Bisher hatte ich die Erfahrung gemacht dass die Stempel umso größer sind, je kleiner ein Land ist.
Aus unerfindlichen Gründen landen die meisten internationalen Flüge zu völlig unchristlichen Zeiten in Apia. Mein Flieger landet um 1:30 Uhr frühmorgens. Die Taxis haben sich allerdings darauf eingestellt und ich finde problemlos einen Transport ins Hotel. Auch dort ist man an späte Ankünfte gewöhnt. Etwas verschlafen händigt mir die Wirtin den Zimmerschlüssel aus.
Es war gar nicht so einfach den richtigen Tag für die Zimmer-Reservierung zu bestimmen. Ich bin zwar in der Nacht über die Datumsgrenze nach Osten geflogen, aber es ist trotzdem der folgende Tag. Der Widerspruch klärt sich, wenn man erfährt, dass Samoa vor 3 Jahren beschlossen hat dasselbe Datum wie Neuseeland und Australien zu haben. Das Ganze Land wurde quasi auf die andere Seite verfrachtet und verlor einen Tag. Da es eine Stunde Zeitverschiebung zwischen Fidschi (das bereits GMT+12 hat) und Samoa gibt, kommt es zu GMT+13 für Samoa. Höchst verwirrend!
In der Nacht regnet es. So wirklich trocken ist es hier selbst in der Trockenzeit nicht. Aber es ist auch hier wieder angenehm kühl bei 25°. So richtig unangenehm heiß war es seit dem Tiefland von Nepal auf diesem Teil der Reise nirgends mehr. Außer in Bali und Nordaustralien werde ich seit Ende Mai permanent vom Regen verfolgt. Das obwohl ich die Reise so geplant hatte, dass ich immer in der trockensten, besten Zeit vor Ort bin. Das steht im krassen Gegensatz zu den ersten 3 Jahren der Reise, wo ich Regentage an 2 Händen abzählen konnte. Ich hoffe auf Strandwetter. Baden, Schnorcheln, Tauchen - das war mein Plan für die kommenden 3 Wochen.
Hier fährt man wieder links. Wie in Ost-Timor wurde das hier vor 5 Jahren geändert um billige Gebrauchtwagen aus Neuseeland und Japan importieren zu können. Damit nicht zu viele besoffen vergessen auf welcher Seite sie fahren sollen, hat man gleichzeitig eine Sperrstunde für alle Clubs und Bars um 22 Uhr eingeführt. Dieselbe Tageszeit, zu der man in Buenos Aires zum Essen geht, ist hier das Ende jeglicher Abendunterhaltung.
Kein Wunder dass ich bei meinem ersten Stadtrundgang kaum junge Leute treffe. Bei dem mageren Party-Angebot und den Preisen hier fahren die jungen Australier und Neuseeländer dann doch lieber nach Fidschi oder Bali. Für Europäer ist es wohl zu weit weg. Knapp 20.000km bis Berlin - weiter weg von Deutschland kann man kaum sein. Ich war auf allen meinen Reisen noch nie so weit weg von zuhause. Gleichzeitig bedeutet das für ich mich: Ab jetzt geht's Richtung Heimat.
Der erste Eindruck bei meinem Rundgang durch Apia ist eher negativ. Zu modern ohne Charme und einige Ecken voller Müll wo man nicht so genau hinsehen will. Mit wenigen Ausnahmen sind Städte, egal wo, eh nicht so mein Ding.
Samoa war mal deutsche Kolonie, aber im Gegensatz zu Namibia spürt man hier nichts mehr davon. Die Neuseeländer haben sich die Inseln unter den Nagel gerissen, als der deutsche Kaiser gerade anderweitig mit Krieg führen beschäftigt war.
Der Baustil der Wohnhäuser in den Dörfern auf dem Land ist ziemlich einmalig. Wände, Türen, Fenster, Möbel? Alles optional. Meist reicht eine betonierte Plattform und ein Dach auf Holzpfeilern rundum - fertig ist die Laube. Wenn's regnet werden Plastikplanen herunter gelassen. IKEA würde hier Pleite gehen. Bilderrahmen "Röngan" und Bettgestell "Birger" kauft hier kein Mensch. Bestenfalls ein paar Plastik- oder Rattan Sessel bilden das Mobiliar.
Diese offene Bauweise ist wohl nur in einem Südseeparadies ohne giftige Tiere machbar. Skorpione, Schlangen, giftige Spinnen - gibt es nicht. Die Pflanzen im Dschungel haben es nicht mal nötig Dornen gegen Fressfeinde auszubilden. Barfuß ist hier kein Problem. Das war auch schon in Fidschi und Vanuatu so.
Kein Wunder dass die frühen Seefahrer die Inseln in der Gegend so gerne angesteuert haben. Nur die oben-ohne-Hula-Mädchen sind Geschichte. Bei Standard-Kleidergröße XXL ist das wohl auch gut so. Noch nirgends habe ich so große (breite) Menschen beider Geschlechter gesehen wie auf Samoa. Mit 100kg LGW liegt man hier unter dem Durchschnitt.
Internet zu bekommen ist ein echtes Problem. Samoa verdrängt Australien vom Spitzenplatz der Länder mit dem schwierigsten Internet-Zugang. Eine Mafia von kommerziellen Wi-Fi-Anbietern beherrscht den Markt. Unter 3€ pro Stunde kommt man nirgends online. Alles kostet hier extra. In den Bungalows in denen ich die erste Nacht am Strand in Lalomanu verbringe verlangt man sogar fürs Aufladen jeglicher Elektrogeräte 3€.
Da es mir in der Hauptstadt Apia gar nicht gefallen hat nehme ich am nächsten Morgen den ersten Bus Richtung Osten nach Lalomanu.
3 Stunden für 60km. Vollgepackt mit Menschen bis zum Dach, war noch Platz für 10 Zementsäcke und Bauholz am Boden. Jeder wird am Ziel bis vor die Haustür gefahren. Gut für die Besitzer der Zementsäcke, entnervend für die, die so wie ich bis zur Endstation fahren.
Morgens war es wunderbar sonnig, aber als ich mittags ankomme hat mich mein Regenpech eingeholt und es beginnt sofort wieder zu regnen. Ich habe eine offene "Fale" gemietet.
Das ist eine Holzplattform, ein Dach aus Wellblech oder Kokosmatten und Plastikplanen, die nun im Wind flattern. Direkt an der Flutline, aber ohne Wände. Heute bei Vollmond ist die Flut besonders hoch und nachts rauschen die Wellen unter meine Fale. Vor 5 Jahren gab es hier einen Tsunami, da rauschten die Wellen nicht nur unter den Beach-Fales hindurch. Ich schlafe in dieser Nacht etwas unruhig. An diese extreme Nähe zum Wasser muss ich mich noch gewöhnen.
Heute ist Mittwoch und nebenan gibt es eine Tanzvorführung.
Eine Feuershow gehört auch dazu.
Haut mich nicht vom Hocker, ich finde den Vollmond spannender zum Fotografieren.
Mein Plan die Insel Upolu im Uhrzeigersinn entlang der Küste zu umrunden hat einen Fehler. Es gibt keine Busse die ab Lalomanu weiter fahren. Das Ganze hier erinnert mich immer mehr an Ost-Timor. Teuer, schwierig zu bereisen - allerdings mit viel besseren Straßen. Ohne öffentlichen Transport und ohne eigenes Auto (Mopeds kann man hier nicht mieten) bin ich auf Taxis und Mitfahrgelegenheiten angewiesen. Taxis gibt es hier an der Südküste allerdings auch nicht. Es sei denn man bestellt für viel Geld eines aus der Hauptstadt Apia.
Ein Missionarsehepaar aus Kenia, das jetzt in Neuseeland lebt, hat so ein Taxi zurück nach Apia bestellt. Die nehmen mich mit, entlang der Südküstenstraße bis zu einer Abzweigung von der ab ich zu Fuß weiter muss. Heute, wo ich es gar nicht gebrauchen kann, ist es am Morgen wolkenlos und ziemlich heiß. Ich gebe sicher ein seltsames Bild ab, wie ich da mit meinem Rollkoffer schwitzend und mutterseelenallein durch die Gegend latsche. Nach knapp einer Stunde erreiche ich das Samoa Hideaway Beach Resort in der Nähe von Lotofaga und miete dort wieder eine für mein Budget gerade noch erschwingliche Beach-Fale für 2 Nächte. Ich bin der einzige Gast im Resort.
Merke: Wenn du in einer Gegend praktisch ohne andere Touristen bist hat das einen guten Grund.
1. Es ist sehr teuer --> Bhutan 2. Es ist sehr abgelegen/schwierig zu bereisen --> Teile Namibias 3. Es gibt nichts zu sehen oder zu tun --> Paraguay 4. Es ist die falsche Jahreszeit --> Sardinien im Oktober 5. Eine Kombination von mehreren Punkten --> Ost-Timor (1. - 3.)
Für Samoa gilt wohl 1. und 2. Nun wo ich das weiß, muss ich meine Reisepläne anpassen. In dieser Nacht war die Flut noch höher, meine Fale liegt aber hoch genug überm Wasser - keine Gefahr. Der schmale Strand des Resorts ist am nächsten Morgen nicht mehr da. 10m Sand fehlen. .
. Mein mulmiges Gefühl gestern in der Fale direkt am Wasser in Lalomanu war nicht unbegründet. Im Lauf des Tages kommt ein deutsches Paar hier an, die meine Nachmieter in dieser Nacht waren. Sie wurden um 6 Uhr geweckt als die Wellen in die Hütte schwappten. Da man dort nur eine Matratze auf dem Boden hat kann das ziemlich unangenehm werden. Für mich wäre das die 4. Kamera auf dieser Reise gewesen, die einen Wasserschaden erleidet.
Es bleibt die nächsten 3 Tage regnerisch und windig. Ein Wetter das so gar keine Südseegefühle aufkommen lässt. Von Lotofaga geht es nach Tafatafa entlang der Südküste. Auch hier gibt es wieder keine Busse, der Wirt vom Hotel fährt mich für entsprechendes Entgelt. Der Strand auch hier sehr schmal, bei Flut praktisch nicht vorhanden.
Zwei nicht ungestörte Nächte verbringe ich hier - wieder in einer offenen Fale. In der ersten Nacht toben 2 junge Katzen durch meine Hütte. Eine der beiden fühlte sich wohl durch mich beim Spiel gestört und haut mir die Krallen auf die Stirn das es blutet - keine schöne Art zu Erwachen. In der 2. Nacht regnet es so stark, dass Wasser durchs Dach kommt und mir ins Gesicht tropft.
Wasser von unten, Wasser von oben - jetzt reicht es - ich ziehe weiter. Das dauert allerdings. Hier gibt es einen Bus der mich ein großes Stück Richtung nächstes Ziel in Salamumu mitnimmt. Busfahrpläne sind hier nicht sehr exakt, ich muss 3 Stunden am Straßenrand an einem Kiosk warten. Der Bus biegt nach Norden ab und fährt direkt nach Apia - da will ich nicht hin. Also heißt es aussteigen und zu Fuß weiter nach Maninoa. Dieses Mal sind es nur etwa 4km bis zur Unterkunft. Sehr schön dieses Mal. Mit Wänden und sogar eine Tür habe ich. Da kommen wenigstens keine Katzen rein und das Dach sieht auch sehr dicht aus.
Hier wäre ich gerne noch eine Nacht geblieben, aber nun tut sich ein neues Problem auf. Mir geht das Bargeld aus. Im ganzen Land(!) gibt es nur an 3(!) Orten Geldautomaten. Keiner davon ist in der Nähe oder entlang meiner Route. Kreditkarten werden auch nicht akzeptiert - es hilft alles nichts, ich muss zurück nach Apia.
Ich bin wieder mal zu Fuß unterwegs zur Bushaltestelle an der Kreuzung zur Cross-Island-Road. Nach einer halben Stunde stelle ich fest das ich meine geliebte South-Africa-Baseballmütze auf der Wäscheleine vergessen hatte. Nochmal alles hin- und zurück - auf keinen Fall. Gerade habe ich mich mit dem Verlust abgefunden, da hält ein Taxi neben mir. Ein Wink des Schicksals. Mit dem Taxi geht es zurück Mütze holen. Wo ich schon mal sitze, gönne ich mir den Luxus mich auch gleich den ganzen Weg nach Apia zum Geldautomaten und ins Hotel fahren zu lassen.
Auch beim zweiten Mal gefällt mir die Stadt nicht. Abends gehe ich mit einem Einheimischen in eine verrufene Spelunke namens "RSA" zum Billard spielen. Einer meiner Gegner am Tisch spielt mit dickem Verband am Arm. Ich frage was da passiert ist. "Es gab ein 'Problem' in seinem Dorf bei dem eine Machete involviert war", ist die knappe Antwort. Jetzt fehlen im vier Finger. Ich frage nicht weiter. Er spielt mit 6 Fingern besser als ich mit 10.
Am nächsten Morgen klappt alles wie am Schnürchen. Der Bus steht schon bereit und nach nur einer halben Stunde geht es los Richtung Westspitze von Upolu.
Von dort fährt eine kleine Fähre 20 Minuten zur Insel Manono. Die liegt ziemlich genau in der Mitte im Kanal zwischen Upolu und Sawai'i - den beiden Hauptinseln Samoas.
Das auf dem zweiten Foto ist natürlich nicht Manono, das wäre wirklich zu klein, sah aber hübsch aus und deswegen ist es im Blog. Die Insel im Hintergrund auf dem ersten Bild ist es. Etwa 800 Menschen leben dort ein ziemlich gemütliches Leben. Keine Autos, keine Hunde - ein Paradies der Ruhe. Einziges Transportmittel sind hier Schubkarren, nicht mal Fahrräder gibt es. Wenn jemand die Gockel, die Mitten in der Nacht zu krähen beginnen, schlachten würde wäre es perfekt.
Wie man sich bei dem Namen denken kann liegen die Sunset View Fales (da wo ich heute übernachten will) an der Westseite der kleinen Insel. Die Fähre setzt mich an der Südspitze der Insel ab. Das bedeutet 2km mit Rollkoffer holpernd über Stock und Stein. Mir kommen Zweifel ob ein Koffer das ideale Transportmittel für meine Sachen ist. Am Flughafen und in Städten ist Ziehen besser als Auf-dem-Rücken-Tragen. Ein Rucksack wäre bei meinen Geländemärschen in letzter Zeit praktischer gewesen. Noch halten die Räder, aber es kann nicht mehr lange dauern, bis sie den Geist aufgeben. Für solche Belastungen sind sie nicht gedacht.
Die Fales sind so ziemlich die einzige Unterkunft hier. Die alten Fales gibt es nicht mehr, der Tsunami und 3 Jahre später ein Taifun haben alles weggeputzt. Jetzt haben sie ein paar Meter höher richtige Bungalows gebaut. Eigenes Bad, katzensichere Wände und Türen - perfekt. Ein paar zerstörte Boote - das was der Tsunami und der Sturm davon übrig gelassen hat.
Strand gibt es hier keinen, die Küste besteht aus Lavabrocken.
Kaum komme ich an beginnt es aus Eimern zu schütten was runter geht. Es ist wie verhext - meine Regenwolke hat mich schon wieder gefunden. Der viele Regen bringt die Stechmücken - und die sind hier eine echte Plage. Sie haben an mir besonderen Geschmack gefunden. Niemand wird so stark attackiert wie ich. Das ist höchst seltsam, denn sonst werde ich verschont und alle anderen um mich herum jammern. Rund um die Uhr sind sie an mir dran, trotz Repellent habe ich Dutzende Stiche. Ein paar Stunden später ist wieder strahlender Sonnenschein und ich mache eine Wanderung rund um die Insel. Das Nachbardorf Apai.
Eine Kirche, 5 offene Häuser - das ist das Dorf.
Kirchen gibt es hier wie Sand am Meer, allerdings keine Friedhöfe. Die Verstorbenen werden praktischerweise direkt vorm Haus begraben. Wer genau hinsieht kann auf dem ersten Bild den Grabstein vor dem Haus sehen.
Eine hübsche Bucht mit schmalem Strand.
Am nächsten Tag werde ich eingeladen bei der Zubereitung eines Umu dabei zu sein. Umu ist die traditionelle samoanische Art zu kochen - 100% Männersache. Kokos wird geraspelt
dann der Saft durch ein Sieb gepresst.
Diese Creme wird in Blätter gefüllt und zusammen mit Brotfrucht eine knappe Stunde auf glühenden Steinen gegart.
Gut 2 Stunden dauert die ganze Vorbereitung. Pünktlich zum Sonnenuntergang ist dann das Essen fertig.
Dazu gibt es jede Menge Schweinefleisch und Huhn. Normal gibt es so ein Umu nur Sonntag mittags. Sonntag ist hier ein wirklich besonderer Tag. Alles hat zu und es wird auch von Gästen erwartet zumindest bis zum Mittagessen nichts zu tun. Keine Spaziergänge, kein Baden erwünscht. Am Ruhetag ist hier wirklich Ruhe.
Nach 3 Tagen zieht es mich weiter. Auf die Dauer ist es mir hier zu ruhig. Ich will zur anderen Hauptinsel Samoas - Sawai'i. Die liegt zwar in Sichtweite von Manono, aber direkt dorthin geht auch dieses Mal wieder nicht. Paulo, der Wirt fährt mich mit seinem Bötchen zur Anlegestelle nach Upolu.
Jetzt bin ich auf Sawai'i. Nach Neuseeland die größte Insel im Südpazifik. Bei der Ankunft der Fähre sind seltsamerweise keine Busse zu sehen.
Ich habe keine Lust zu warten, deswegen geht es mit dem Taxi weiter. Taxis hier haben alle mindestens 5 Rückspiegel und ebenso viele Wunderbäume in Palmenform.
Das Hotel zu dem mich das Taxi bringt ist viel teurer als im Reiseführer angegeben. Zu teuer für mich. Bis ich das herausgefunden habe ist das Taxi schon weg. Von der Rezeption bestelle ich ein weiteres Taxi das mich zu einer Adresse bringt, zu der ich eigentlich erst in den nächsten Tagen wollte. Die Straße verläuft hier direkt am Wasser. Flach, türkisgrün - sieht fantastisch aus.
Den besten, breitesten Strand auf der ganzen Insel gibt es bei Joelans Beach Fales.
Ein echtes Schnäppchen, für 20€ gibt es 3 Mahlzeiten und eine Hütte direkt am Wasser. In den 15 Hütten haben bis zu 40 Gäste Platz.
Das ist der Blick von meinem Bett aus.
das ist der Blick vom Wasser aus
und das ist quasi mein Hausstrand. 29° Wassertemperatur, kristallklar - so stelle ich mir Südsee vor.
Ich kann mich an diesem Türkisgrün einfach nicht satt sehen. Der Blick geht nach Osten. Jeden Morgen sehe ich den Sonnenaufgang und drehe mich dann noch einmal für eine Stunde um. Bis...
"Sorry! Wake up - Breakfast!"
Man lässt hier nicht zu, dass ein Gast das Frühstück verschläft. Jeden Morgen um Halb 8 geht eine Angestellte von Fale zu Fale und weckt jeden Gast einzeln. Einmal habe ich versucht das zu ignorieren - zwecklos. Nach 15 Minuten steckt sie den Kopf in die Fale:
"SORRY! BREAKFAST!!!"
Früh ins Bett gehen wäre eine Möglichkeit morgens nicht so unausgeschlafen am Frühstücksbuffet zu stehen. Das ist hier aber nicht so einfach, den jeden Abend sitzen wir bis spät. Ein besonderes Ritual ist der tägliche "beer run". Hier in der Anlage kann man außer Wasser keine Getränke kaufen. Allerdings gibt es Kühlschränke, in denen man sein Bier kühlen kann. Der nächste Laden ist etwa 2km weg und es findet sich immer eine Mitfahrgelegenheit.
Bis zum Nachmittag sind die Kühlschränke brechend voll - gefüllt durch die "beer runs" der Gäste - am nächsten Morgen auf wundersame Weise völlig leer gefegt. Deswegen fällt das Aufstehen so schwer. Aber die Mädels hier kennen kein Erbarmen. Wer bis 2 Uhr feiern kann, kann auch um halb 8 seinen Toast essen. Außer Toast gibt es immer Papaya, Kokosnuss, Eier und Kuchen. Nach dem Frühstück hat man die Wahl zwischen Baden, Ballspielen oder Nickerchen. Für mich meistens Letzteres.
Dann kommt das Mittagessen. Jedes mal spannend. Mal ist es nur ein Fruchtcocktail, sonntags ein opulentes Mahl (Umu) oder einfach Huhn mit Reis. Dann wieder die obige Auswahl - für mich wieder Nickerchen. Abendessen immer reichlich. Rührei mit Tomate, Huhn, Schwein, Fisch und Salate für die Vegetarier. Gewürze fehlen ein wenig, aber ansonsten wird hier jeder satt und ist zufrieden mit der Auswahl.
Ich habe in den sieben Tagen das Areal außer für "beer runs" nie verlassen. Warum auch, ich hätte hier mit Vergnügen einen Monat verbringen können. Aus einer Nacht, die ich bleiben wollte, wurden sieben. Hier stimmt einfach alles. Das Essen, der Strand, die Leute - einfach perfekt. So einen Ort habe ich seit Monaten gesucht. Eigentlich wollte ich ganz Sawai'i umrunden, aber das lasse ich sein, denn woanders kann es nicht besser sein. Selbst die Moskitos benehmen sich anständig und stechen nur abends in die Knöchel. Kein Problem das mit Repellent in den Griff zu bekommen.
Die Tage vergehen einer wie der andere in schöner Gleichförmigkeit. Internetzugang gibt es hier nicht, somit kein Kontakt zur Außenwelt. Ich bin so entspannt dass ich glatt meinen eigenen Geburtstag um einen Tag verpasse. Wir stoßen pünktlich um Mitternacht auf meinen Geburtstag an, das war dann allerdings das Ende meines Geburtstages. Am nächsten Morgen stelle ich nämlich fest, dass es bereits der 23. ist, das ist mir noch nie passiert.
Die Gäste, die Einheimischen und die Umgebung, einfach alles fühlt sich wie eine große Familie an. Ich habe auf allen meinen Reisen nur eine handvoll Orte wie diesen gefunden. Die meisten sind mittlerweile so überlaufen, dass ich nicht mehr dorthin zurück will. Auf Sawai'i ist nicht zu befürchten dass sich in den nächsten Jahren viel ändert. Alles hier verläuft in Zeitlupe. Leider waren meine nächsten 4 Weiterflüge alle schon gebucht, sonst hätte ich hier verlängert.
Der harte Kern der fast jeden Nacht quasi das Licht ausmacht ist hier zu sehen. Der schlanke Herr in der Mitte ist der 'Chief'. Das Familienoberhaupt und so eine Art Häuptling im Dorf Lano. Eine Unterhaltung mit ihm ist schwierig, denn er hat nur noch etwa 4 Zähne und ist selten nüchtern, aber was er sagt hat hier in der Gegend Gewicht. Es sind zwar keine 13 am Tisch aber irgendwie erinnert mich das Foto an Da Vincis "Letztes Abendmahl".
Neben dem Chief sitzt Ricardo. Ein Augenarzt der beschlossen hat ohne Bezahlung ein Jahr hier in Samoa zu arbeiten. Ganz rechts Joshua, noch ein Arzt aus Holland, der vor kurzem mitsamt Frau und Kindern nach Neuseeland ausgewandert ist. Mit mir also dann 3 Ärzte an einem Tisch - da kann nichts schief gehen. Neben Ricardo sitzt Derek, ein Neuseeländer der schon seit Wochen hier wohnt und sonst mit Campervan durch Neuseeland fährt und von Pferdewetten lebt (wenn ich das richtig verstanden habe). Ganz links Rebecca und nicht auf dem Bild (weil er knipst) Hamiti ihr Freund. Die beiden und das holländische Paar werde ich voraussichtlich nächste Woche in Neuseeland wiedersehen.
Das ist das Auto vom Chief. Die Tücher sind nicht gegen Sonneneinstrahlung sondern gegen Regen. Keines der Fenster lässt sich schließen und damit es nicht zu viel reinregnet hängt man halt Tücher davor. Die Alarmanlage ist das Einzige das bei diesem Wagen zu funktionieren scheint. Zum Bier holen reicht es.
Ich muss mein Urteil aus dem ersten Blogbeitrag über Samoa korrigieren. Samoa ist an manchen Orten nicht teuer - wenn man weiß wo und wie.
Direktflüge von Samoa zu meinem nächsten Ziel Bora Bora, bzw. franz. Polynesien sind unbezahlbar. Ich muss wieder einen Umweg machen, dieses Mal geht es über Neuseeland weiter. Eigentlich wollte ich da gar nicht hin, erst recht nicht jetzt im Oktober, wo es dort noch so kalt ist. Ein Stopp-Over hätte bedeutet dass ich 18 Stunden am Flughafen in Auckland auf den Anschlussflug hätte warten müssen. Ich dachte mir: "Wo ich schon mal da bin, bleibe ich halt eine Woche und schaue mir die Umgebung von Auckland an." "Nur 6 Tage?", der Grenzbeamte sieht mich erstaunt an. Einen so kurzen Aufenthalt hat er wohl noch nicht oft erlebt. Viele bleiben hier monatelang oder gar ein Jahr mit dem Work&Travel-Visum. Ich will nur zur Bay of Islands an der Ostküste der Nordinsel. Soll sehenswert sein und ist nur 3 Autostunden vom Flughafen entfernt. Zufällig wohnen meine neuen holländischen Auswanderer-Freunde aus Samoa genau dort.
Ankunft in Auckland ist um 2 Uhr morgens bei 11C° und Nieselregen. Bei der Reservierung meines Mietwagens habe ich übersehen, dass deren Büro erst um 8 Uhr morgens aufmacht. Ich muss mir also die Nacht in der Wartehalle des Flughafens um die Ohren schlagen. Um 8 Uhr kriege ich endlich mein Auto und fahre direkt ins Zentrum in ein Hotel um dort ein paar Stunden Schlaf nachzuholen.
Das Hotel ist nicht ganz zufällig das, in dem auch das andere Paar aus Samoa ein Apartment bewohnt. Abends gibt es ein Wiedersehen und es wird nach 3 Uhr bis wir ins Bett kommen. Am nächsten Morgen geht es aber schon um 7 Uhr ziemlich unausgeschlafen weiter. 6 Stunden Schlaf in 2 Tagen war doch recht wenig. Die Sonne scheint und ich möchte den Tag und die Fahrt so gut es geht nutzen um einen ersten Eindruck von diesem Land zu bekommen.
Ziemlich hügelig, viel Weideland. Kühe und Schafe überall - wie man sich's halt so vorstellt. Palmen, Riesenfarne, Laub und Nadelhölzer - viel gemischter kann ein Mischwald kaum sein. Es gibt kaum Verkehr sobald man mal aus dem Großraum Auckland raus ist. Bis ich in Paihia an der Bay of Islands bin ist es leider wieder bewölkt. Zum Fotografieren gibt es hier jetzt nichts mehr. Die tollen Fotos die es von dieser Gegend gibt sind alles Luftaufnahmen. Vom Boden aus ist es nicht wirklich aufregend. Viele der Inseln haben schöne Strände an denen man im Sommer gut Baden kann. Das dauert aber noch ein paar Monate, jetzt ist es viel zu kalt.
Kurz nach diesem Zwischenstopp komme ich nach Kerikeri, dort wohnen meine Gastgeber für die nächsten 3 Tage. Haus mit Seezugang, wie in einem Park gelegen. Hier kann man's aushalten.
Es regnet viel und oft, typisches Aprilwetter. Etwas anderes habe ich auch nicht erwartet. Am zweiten Tag sieht es morgens gut aus und ich mache eine Wanderung zur größten Attraktion in der Gegend. Wie könnte es anders sein - es ist ein Wasserfall, die Rainbow Falls.
Nach diesen 3 sehr ruhigen Tagen geht es schon wieder zurück nach Auckland. Ich nehme die lange Route entlang der Westküste. Wieder das gleiche Bild. Hügel, Wald, Weideland und ab und zu ein Ausblick an die Küste.
Hübsch, aber nicht umwerfend. Die dramatischen Landschaften Neuseelands findet man wohl weiter südlich.
Gefroren habe ich jetzt genug. Mein nächster Stopp ist Tahiti.